Bildende Kunst

Jeden Tag gehen Schreckensnachrichten über gequälte Kreaturen um die Welt: Menschen reißen Gänsen die Daunen bei lebendigem Leibe aus, spritzen Affen in Laboren krank und werfen täglich tausende männliche Küken lebend in den Schredder.

Mit der Ausstellung „Tiere. Respekt, Harmonie, Unterwerfung“ will das Museum für Kunst und Gewerbe seinen Beitrag zur Debatte um Tierrechte leisten und für eine sensible Koexistenz werben.


Man ist noch nicht im Ausstellungsraum, da hört man bereits Schreie. Nicht von Tieren, sondern von einer Frau. Es sind die spitzen Schreie von Fay Wray, der „Scream-Queen“ von Hollywood, wie sie nach dem Filmklassiker „King Kong und die weiße Frau“ von 1933 genannt wurde. Abgesehen von der für damalige Zeiten sensationellen Tricktechnik ist in diesem Film zum ersten Mal ein Tier mit Gefühlen dargestellt. Die wahren Ungeheuer sind zum Schluss die Menschen in ihren Militärmaschinen, die das verliebte Monster vom Empire State Building schießen.

 

MKG-Direktorin Sabine Schulze hat diese Ausstellung selbst kuratiert. Ein Vermächtnis quasi, denn kommendes Jahr verlässt sie Hamburg. Immer wieder hat sie in ihrer Amtszeit gesellschaftspolitische Themen aufgegriffen, die Ausstellungen über Plastikmüll und Fast Fashion sind noch gut in Erinnerung. In der Moden-Schau gab es schockierende Videos von gequälten Schafen und Kaninchen. In der aktuellen Ausstellung werden (bis auf Kong) keine Bilder von leidenden Wesen gezeigt, hier steht das Tier vielmehr als künstlerische Inspirationsquelle im Mittelpunkt.

 
Rund 200 Tierdarstellungen aus mehr als 10.000 Jahren hat Schulze für diese ungewöhnliche Ausstellung zusammengetragen. Kurioses und Komisches, Kitsch und große Kunst. Nicht chronologisch geordnet, sondern einfallsreich und konfrontativ. Angefangen bei dem prähistorischen „Bernsteinelch von Weitsche“, einer vor über 14.000 Jahren entstandenen Tierfigur aus dem Wendland und der originalgroßen Kopie eines imposanten Höhlengemäldes aus Simbabwe, über Fabelwesen aus der römischen und griechischen Antike, bis zu Joseph Beuys Kojoten-Aktion „I like America and America likes me“ (Video 1974) und Ai Weiweis imposantem Tierkreis der 12 chinesischen Sternzeichen von 2011. Der chinesische Künstler hat die vergoldeten Tierköpfe, die einst im Kaiserpalast auf Menschenkörpern standen und um 1860 während des Zweiten Opiumkrieges geraubt wurden, nachgebildet und als auratisches Mahnmal im Halbkreis aufgestellt. Eine beeindruckende, wunderschöne Arbeit, die allein schon den Besuch lohnt.


„Tiere. Respekt – Harmonie – Unterwerfung“

Noch zu sehen bis 4. März 2018 im Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, in 20000 Hamburg.
Öffnungszeiten: Di bis Fr, 10-18 Uhr, Do bis 21 Uhr.
Eintritt: 12 Euro, erm. 8 Euro, bis 17 Jahre frei.
Weitere Informationen (MKG)

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