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Heiner Limbrock, Jahrgang 1954, wurde Mitte Dezember 2009 zum neuen Präsidenten des „Architektur Centrum Hamburg“ gewählt. Er ist hauptberuflich geschäftsführender Gesellschafter von „bhl-Architekten“ in der Hansestadt.

Claus Friede (CF): Zunächst möchte ich Ihnen zur Wahl zum Präsidenten des Architektur Centrums Hamburg gratulieren.
Sie haben eine ganze Reihe von ehrenamtlichen Tätigkeiten inne: Sie waren früher im Vorstand der Lichtwark-Gesellschaft, sind seit vielen Jahren im Vorstand der HamburgPlan, waren bis zum letzten Jahr 1. Vorsitzender des BDA (Bund Deutscher Architekten), nun stellvertretender Vorsitzender und auch weiterhin im Vorstand des BDA Hamburg und nun seit vergangener Woche Präsident des Architektur Centrums Hamburg. Können Sie schlecht „nein“ sagen oder sind Sie besonders an Netzwerkarbeit interessiert?

Heiner Limbrock (HL): Weder das eine, noch das andere. Ich habe immer versucht, die Dinge, in die ich mich einmischen möchte oder die ich reflektiere, zu kanalisieren. Ich habe bei mir nicht den Eindruck einer überproportionalen Aktivität. Vielmehr denke ich, dass es richtig ist, wenn man etwas gezielt macht, und meine Kandidatur zum Vorsitzenden des Architektur Centrums Hamburg sehe ich deshalb als folgerichtig!

CF: Meine Frage zielte darauf, dass Sie möglicherweise durch die Verknüpfung von Positionen mehr und effektiver bewegen können.

HL: Ja, das ist auch so. Ich möchte die Dinge bewegen oder aus den eingefahrenen Bahnen herausholen, um sie dann miteinander zu verbinden. Gerade in den Bereichen, wo ich eine gewisse Seelenverwandtschaft sehe, möchte ich die Plattform der kulturellen Auseinandersetzung vergrößern. Und das möchte ich auf Hamburg beziehen und die spezifischen Fachrichtungen der Baukultur weiterbringen. Das Architektur Centrum ist eine erstklassige Institution, weil sie im Gegensatz zu reinen Berufsstandsvereinigungen die Möglichkeit des Interdisziplinären bietet. Es ist eben keine pure Lobbyarbeit, von Architekten für Architekten, die wir hier machen, sondern wir definieren die Architektur als gesellschaftlichen Bestandteil mit einer ständigen Reflexion am „wirklichen Leben“. Architekten brauchen die Gesellschaft, um das was sie tun, auch richtig einordnen zu können und umgekehrt: Das, was Architekten tun, muss in die und von der Gesellschaft getragen werden. Das erfordert Gespräche und gegenseitiges Verstehen. Und genau hier können wir was bewegen.
Im Architektur Centrum werden zunächst bestimmte Partner zusammengebracht, die Architektenschaft, Ingenieure und Bauphysiker, Bauherren, der Bauwirtschaft, der Stadt und ihren vielfältigen Erscheinungen sowie mit allen an Kultur Interessierten - ohne die wir gar nicht arbeiten könnten. Wir benutzen die Dinge, die es gibt und wenn es sie noch nicht gibt, dann erfinden wir sie. Dazu brauchen wir Partner. Diese verschiedenen Partner möchten wir hier im Architektur Centrum zusammenbringen.
Wir verbinden die Themen der Architektur mit den Menschen der Stadt. Architektur hat in den letzten Jahren eine wachsende öffentliche Aufmerksamkeit erhalten. Wenn die Baukultur etwas macht, dann steht es erst einmal und Generationen müssen damit zurechtkommen. Also bedarf es der ständigen Auseinandersetzung.

CF: In der Pressemeldung zu Ihrer Wahl werden Sie bereits zu Ihren Arbeitsschwerpunkten zitiert, da heißt es: „Unser Ziel ist es, die hohe Qualität von Architektur und Stadtbild in Hamburg aufrechtzuerhalten.“ Wer entscheidet was hohe Qualität ist und wie kann man dann die hohe Qualität aufrechterhalten?

HL: Bei dieser Frage sind wir bei unserer Mission. Hohe Qualität einzufordern, bleibt allein wirkungslos, alle Beteiligten müssen erst einmal verstehen, was hohe Qualität ist. Das Architektur Centrum stellt schon seit Jahren die identifizierbaren qualitätvollen Merkmale von Architektur heraus. Wir entwickeln Ausstellungen und stellen die Themen dann auch öffentlich zur Diskussion. Das alles können wir hier in den neuen Räumen im „hamburgmuseum“ sehr gut. Ein Beispiel hierfür ist die Präsentation des Neubaus der BSU (Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt) in Wilhelmsburg. Dieser stößt auf großes Interesse, weil hier viele Aspekte zusammenkommen. Einerseits demonstriert hier die Stadt sichtbar den Sprung über die Elbe, und andererseits widmen wir uns den Themen von Nachhaltigkeit und ökologischem Bauen.
Wenn man heute nördlich der Elbe über Architekturprojekte in Wilhelmsburg spricht, erntet man immer noch regelmäßig Irritation. Der Hamburger fühlt sich der Alster näher, als den Arbeitergebieten im Süden. Das trifft nicht nur auf Wilhelmsburg, als einer der ältesten Stadtteile Hamburgs zu, sondern auch auf die Veddel. Da sehen wir als Architektur Centrum die Notwendigkeit, die Irritation zu beheben. Auch was die IBA Hamburg (Internationale Bauausstellung) macht, liegt uns am Herzen. Wir sind ja nicht aus Versehen der Konventionspartner der IBA, sondern weil dort eine neue Entwicklung stattfindet und wir uns einbringen wollen. Diese Gelegenheiten nutzen wir!
Denken wir auch an die heftige Diskussion um die „Living Bridge“. Was ist das eigentlich? Wir konnten hier dazu eine umfassende Diskussion initiieren über die Positionen der einzelnen Interessensgruppen hinaus.

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