Kultur Blog
- Geschrieben von Anna Grillet -
Edward Norton inszeniert „Motherless Brooklyn” als schwermütig poetischen Neo-Noir von trotziger Eindringlichkeit. Er verlegte die Handlung des gleichnamigen viel gerühmten Romans von Jonathan Lethem aus den Neunzigern zurück in das New York der Fünfziger Jahre: Ein schwer dechiffrierbares Puzzle aus Machtgier, Rassismus und Leidenschaft, es ist die Geburtsstunde der Gentrifizierung.
Der Regisseur spielt auch die Hauptrolle: Lionel Essrog, einen Detektiv mit Tourette-Syndrom. Dessen Stimme aus dem Off zwingt uns, Zorn, Erniedrigung, Schmach und Einsamkeit mit ihm zu teilen. So verletzlich und verwirrt er scheinen mag, Lionel ist ein Protagonist in der Tradition von Chandler und Hammett, entschlossen den Mörder seines Mentors und einzigen Freundes aufzuspüren.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Aus aktuellem Anlass“ heißt es immer so schön in den Nachrichten. Aus aktuellem Anlass ist die Ausstellung „Trauern“ in der Hamburger Kunsthalle die Schau der Stunde.
Eine Aktualität, die niemand erahnt und die niemand gewünscht hat. Denn seit der Corona-Virus die Welt fest im Griff hat, sind die Ängste vor Verlust und Veränderung, Trennung und Tod allgegenwärtig. Die von Brigitte Kölle kuratierte Schau mit Werken von 28 Künstler*innen könnte dem einen oder anderen vielleicht helfen, das Corona-Trauma zu verarbeiten. Ab dem 7. Mai 2020 zeigt die opulente Themenausstellung nun wieder, wie unterschiedlich persönliche und kollektive Trauer je nach Kultur und Religion empfunden wird und, dass sie nicht zuletzt auch humorvolle, ja groteske Aspekte bieten kann.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Autorenfilmer Christian Petzold durchquert in „Undine” Realität und Märchenwelten. Seine Heldin verweigert sich dem Nixen-Mythos, sie kämpft um ihre Freiheit, gegen das vorbestimmte Schicksal, will sich nicht rächen, nicht töten, nicht zurück in den See. Nur was tun, wenn man am Ende selber zur Verräterin wird? Entstanden ist eine zauberhafte suggestive Lovestory, vielleicht die schönste der letzten Jahre.
Über den Umweg des französischen Impressionismus erfolgt eine vorsichtige Annäherung an die deutsche Romantik. Die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart schwindet, manchmal auch die Hoffnung auf Erlösung. Édouard Manet trifft auf Edward Hopper. Schauplatz ist Berlin, eine Stadt auf Sümpfen gebaut, die, wie der Regisseur sagt, ihre Geschichte mehr und mehr ausradiere.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Es war das Highlight der Biennale von Venedig 2017 und ist wohl das schönste historische Tableau, das jemals in Hamburg zu sehen war: Unter dem Titel „Im Schatten von Venus“ breitet die neuseeländische Künstlerin Lisa Reihana im MARKK, Museum am Rothenbaum eine gigantische Videoinstallation. aus. Ein bewegtes Breitband-Panorama, das verführerisch mit romantischen Südseeklischees spielt und dabei kritisch die Kolonialisierung hinterfragt.
Man kann nur hoffen, dass die Corona-Zwangspause von kurzer Dauer ist, damit noch viele Besucher in den Genuss dieser hinreißenden Slow-Motion-Show kommen.
- Geschrieben von Redaktion -
Blutige Urban-Horror-Action als Realfilm: Mitten in Japans Hauptstadt Tokyo leben sie: Ghule, die sich von Menschen ernähren. Unter ihnen ist auch Ken Kaneki, der nach einer Operation zum Halbghul geworden ist. Als Shu, einer der gefährlichsten Ghule der Stadt sich für ihn interessiert, bemerkt Ken zu spät, dass er sich in großer Gefahr befindet...
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Es ist erstaunlich, was Ulrike Isensee so alles ins Netz geht. Bänder, Punkte, Streifen, kleine Quadrate, Rhomben und Kreise, Flicken und Fetzen, meist äußerst farbenfroh und aus edlem Material gefertigt – aus Baumwolle, Leinen oder Seide. Zusammen ergeben sie extravagante, ungemein anziehende, hauchzarte Netzgewebe, die bereits vielfach ausgezeichnet wurden. Nun erhielt Ulrike Isensee, seit mehr als 30 Jahren Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg e. V. (AdK), den vom Bundesverband Kunsthandwerk; Berufsverband Handwerk Kunst Design e.V. (BK) vergebenen „Ehrenpreis Kunsthandwerk“ für ihr Lebenswerk.
- Geschrieben von Purple Schulz -
Meine kleine Schwester im Herzen, Regy Clasen, hat am vergangenen Samstag ihre Flügel ausgebreitet und ist davongeflogen wie das Rotkehlchen vor ihrem Fenster, über das sie sich noch ein paar Stunden zuvor gefreut hatte.
Bis zum letzten Moment ihres Lebens war sie – bewundernswert klar und bewusst – umgeben von ihrer Familie, Freundinnen und Freunden, Kollegen und Kolleginnen, die ihre letzten Monate im Hospiz auf außergewöhnliche Art und Weise begleiteten.
- Geschrieben von Redaktion -
Ein spannender Cyperpunk-Thriller, angesiedelt im 21ten Jahrhundert und gepaart mit actiongeladener Science-Fiction erzählt von drei verschiedenen Fällen rund um das Sybil-System, welches das Gewaltpotential eines Menschen erkennen kann. Angelehnt an die erfolgreiche japanische Anime-Serie Psycho-Pass werden unter dem Untertitel „Sinners of the System“ einzelne Charaktere aus dem Psycho-Pass-Kosmos in einer Trilogie in den Vordergrund gerückt.
Psycho-Pass: Sinners of the System ist eine Trilogie von Anime-Filmen, die auf den Figuren aus der Psycho-Pass-Fernsehserie basiert. In dem SciFi Anime von Naoyoshi Shiotani werden drei Fälle in einem großen Film behandelt.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Menschen, Bücher, Sensationen: An diesem Wochenende, vom 27. bis 29. März 2020, sollte die renommierte BuchDruckKunst im Museum der Arbeit stattfinden. Ein Highlight im Kulturleben Hamburgs, normalerweise.
Doch was ist schon normal in Zeiten, in denen Menschen unvermittelt ihrer Existenzgrundlage beraubt sind. Das Magazin zur Messe jedoch ist erschienen. Ein Kunstwerk für sich, konzipiert und verlegt von Klaus Raasch, einer Institution in der Norddeutschen Buchkunstszene. Allen, die „Erlesenes auf Papier“ zu schätzen wissen, sei es wärmsten empfohlen.
- Geschrieben von Dagmar Schneider -
Eigentlich bin ich nicht besonders scharf auf Krimis. Wenn sie allerdings sehr gut sind, relativiert sich das. Wahrscheinlich befinde ich mich tief im Mainstream mit der Aussage: „Früher hab ich den Tatort ziemlich regelmäßig angeguckt.“ Richtig gern sah ich aktuell nur noch den Polizeiruf 110 aus Rostock mit Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau.
Was ich schon gar nicht mochte, war Nick Tschiller. Über Til Schweiger kann man ja verschiedener Meinung sein. Doch – kann man. Ich hab ihn zweimal im Tatort erlebt, einmal aus Versehen und einmal wegen Fahri Yardim. Schweigers Selbstverständnis als Bruce Willis mit Locken, cool und unverwundbar wie Bugs Bunny, hat mich nervös gemacht.