Film
„Phoenix” – Vertigo im Nachkriegsdeutschland

Wenn die Wahrheit für Opfer wie Täter unerträglich wird: Christian Petzold inszeniert seine provokante vielschichtige Parabel über Identität, Schuld und Liebe als Film Noir.

Juni 1945, die jüdische Sängerin Nelly Sachs (Nina Hoss) hat Auschwitz überlebt. Ihr Gesicht ist völlig zerstört, sie selbst schwer traumatisiert. Lene (Nina Kunzendorf), Mitarbeiterin der Jewish Agency, bringt die Freundin zurück nach Berlin. Nach einer operativen Gesichtsrekonstruktion macht sich Nelly auf die Suche nach Jonny (Ronald Zehrfeld), ihrer großen Liebe. Die Ehe mit dem Pianisten hat sie während des Nationalsozialismus lange vor der Deportation geschützt.

 
Musik
La Belle Helene (c) Klaus Lefebvre

Helena kriegt sich gar nicht mehr ein: Sie soll endlich ihren „homme à la pomme“ bekommen, den sagenhaften Paris, Hirten-Prinz aus trojanischem Geblüt, der mit seinem Apfel einst den Beauty-Contest dreier zankender Göttinnen entschied.
Die Vorfreude darauf darf Jennifer Larmore in der Neuinszenierung der Hamburger Staatsoper von Jacques Offenbachs „La belle Hélène“ so hübsch wie endlos austirilieren, dass sie aus dem Bühnenhimmel heraus per Fernbedienung abgeschaltet werden muss.

 
Bildende Kunst
Kunst beim Reeperbahn Festival: Kreative Umnutzung des urbanen Raums

Baustellenzäune oder Parkplatzflächen: Das Hamburger Reeperbahn Festival findet seine Ausstellungsräume an den ungewöhnlichsten Orten.
Fazit eines viertägigen Kunstrundgangs durch Sankt Pauli.

Man kann sie schon von Weitem sehen: Fünf riesige Leinwände, die am Spielbudenplatz aufgespannt worden sind, gleich vor der Baustelle der ehemaligen Esso-Häuser. Davor drei Hebebühnenlifte, auf denen sich die Künstler entlang der knapp 70 Meter langen Fläche bewegen und in großen Strichen den Entwurf für das nächste Bild zeichnen: „City Canvas“ heißt das großformatige Graffiti-Werk der temporär aufgebauten Freiluft-Galerie, das hier als eines der zahlreichen Kunstprojekte im Rahmen des diesjährigen Reeperbahn Festivals entsteht.

 
Kultur, Geschichte & Management
Caspar Voght

Im hoch über den Klein Flottbeker Elbufer gelegenen Jenisch Haus wird das Wirken des Hamburger Weltbürgers Caspar Voght gewürdigt.
Gezeigt werden in der sehenswerten Ausstellung Gemälde, Aquarelle, Bücher und Memorabilien.

Der Name Jenisch Haus und Jenisch Park verwischt die Spuren des Mannes, der sich vor den Toren Hamburgs, auf damalig dänischem Gebiet, seinen Lebenstraum erfüllte. An Caspar Voght erinnert nur eine Straße an der westlichen Seite des Parks. Voght, 1752 geboren, gehörte zu den wohlhabendsten Hamburger Kaufleuten, verdiente sein Geld mit dem Handel von Leinen, Seide, Getreide und dem Import von Tabak, Kaffee und Kautschuk.

 
Bildende Kunst
Augen auf! Thomas Mann und die Bildende Kunst

„Ich muss mir ein Armutszeugnis ausstellen, dass ich zur modernen Malerei, ja, zur Malerei überhaupt wenig Verhältnis habe", bekennt Thomas Mann im Jahr 1913.
Seine Passion sei, nach der Literatur, die Musik.

Eine Doppelausstellung in Lübeck räumt mit dieser Indifferenz gegenüber der bildenden Kunst auf. „Augen auf! Thomas Mann und die bildende Kunst" im Museum Behnhaus Drägerhaus und im Buddenbrookhaus widmet sich dem Kunstverständnis des berühmten Literaten, der, wie es scheint, mit seiner „skandalösen Unbildung" nur kokettiert hat.

 
Literatur
Sascha Arango zu Gast beim Harbour Front Literaturfestival

Als Drehbuchautor prägt Sascha Arango seit Jahren den Kieler „Tatort“ – der internationale Durchbruch gelang aber erst jetzt mit dem Roman „Wahrheit und andere Lügen“.
Zum Gespräch über eine filmreife Erfolgsstory, Angst, Feigheit, Gewalt und das Böse an sich traf sich der Autor mit Isabelle Hofmann in Berlin. Sascha Arango ist Gast beim Harbour Front Literaturfestival in der Hansestadt.

Isabelle Hofmann (IH): Herr Arango, auf der Frühjahrs-Buchmesse in London wurde „Wahrheit und andere Lügen“ nach Amerika, Japan und Russland verkauft. Noch am ersten Abend rief Hollywood an und machte Ihnen ein Angebot auf die Filmrechte. Das hört sich ebenso phantastisch an wie die Geschichte Ihres bösartigen Helden, des Bestseller-Autors Henry Hayden.

 
Musik
Ensemble Resonanz

Aufregende Avantgarde: Ensemble Resonanz spielt die Hamburger Sinfonien.

Als Baron van Swieten, Sohn des Leibarztes von Maria Theresia, Gesandter der Kaiserin in Berlin und Musikliebhaber, 1770 in Berlin eintraf, war er enttäuscht, den großen Bach dort nicht mehr zu finden. Carl Philipp Emanuel hatte die Dienste des Preußen-Königs Friedrich II. zwei Jahre zuvor nach 30 Jahren verlassen und war dem verlockenden Ruf nach Hamburg gefolgt, um dort die Nachfolge von seines Taufpaten Georg Philipp Telemann anzutreten. Der war 47 Jahre lang für das Musikleben der Hansestadt verantwortlich gewesen als Kantor am Johanneum und Musikdirektor der fünf Hauptkirchen.

 
Musik
Reeperbahn Festival Hamburg

Der Countdown läuft: Am 17. September startet das Hamburger Reeperbahn Festival in seine neunte Runde.
Mit über 600 geplanten Veranstaltungen in Sachen Musik, Kunst, Literatur, Film und Business fällt die Programmauswahl wie gewohnt schwer.

Das quietschgelb-neonpinke Logo des diesjährigen Reeperbahn Festivals strahlt uns nun schon seit Monaten von Plakaten, Flyern und Bierflaschen entgegen. Knallbunt und möglichst laut, das passt ja zum größten deutschen Clubfestival, das auch dieses Jahr wieder mit proppenvollem Vier-Tage-Programm auf die Spielstätten Sankt Paulis zieht. Die Messlatte haben die Macher dabei gleich noch eine Stufe höher gelegt: Über 400 Live-Konzerte sind angesetzt, dazu kommen zusätzlich 70 Programmpunkte aus den Bereichen Kunst, Literatur und Film. Für Branchenvertreter der Musik- und Digitalwirtschaft sind weitere 160 Business-Veranstaltungen vorgesehen.

 
Film
Am Ende nur ein Aufschrei der Verzweiflung – „A Most Wanted Man”

Philip Seymour Hoffman starb am 2. Februar 2014 an den Folgen einer Überdosis Drogen.
Der glücklose Kampf des einsamen Agenten Günther Bachmann war seine letzte große Rolle und auch seine persönlichste.

Anton Corbijn inszeniert den melancholisch abgründigen Spionagethriller nach dem gleichnamigen Roman von John le Carré als zorniges Melodram. Ein ästhetisch virtuoser Film und erschreckendes Porträt unserer Gesellschaft: Hamburg 2012, ein mysteriöser Fremder (Grgory Dobrygin) irrt durch die Straßen der Hansestadt: ausgemergelt, traumatisiert, obdachlos. Was den muslimischen Tschetschenen von anderen Illegalen unterscheidet, ist ein dubioses Millionenerbe auf dem Schwarzgeldkonto einer renommierten Privatbank.

 
Bildende Kunst
SternWywiol Galerie

Die SternWywiol Galerie liegt an einem besonderen Ort in Hamburg, direkt an der Außenalster, gegenüber der „Plastik im Raum“ von Max Bill, direkt neben dem Atlantic Hotel und nur ein Bahndamm trennt sie von der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle.
Man will meinen, das sei bereits eine exklusive Eintrittskarte in das Kunstleben der Hansestadt. Wer aber Hamburg kennt, der weiß, ganz so einfach ist es nicht, um die Grundskepsis – die hier Hobby zu sein scheint – gegenüber Neuem zu vertreiben. Viele neugegründete Galerien und Kunstinstitutionen haben zunächst damit zu kämpfen, die Öffentlichkeit adäquat zu erreichen und wer keine Geduld hat, der verlege sein Betätigungsfeld in ein anderes Genre oder in eine andere Stadt.
Weitere Besonderheiten der Galerie sind: sie hat sich auf Skulpturen und Objekte spezialisiert – davon gibt es Deutschland nicht all zu viele. Und sie ist eingebunden in die Unternehmensgruppe „Stern-Wywiol“, deren Tätigkeitsfeld nicht primär mit bildender Kunst zu tun hat – Lebensmittelzusatzstoffe produziert die Firma.

 

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