Film
Zwei Tage, eine Nacht

Ein fesselndes Sozialdrama. Atemberaubend: Marion Cotillard als Arbeiterin, die verzweifelt um ihren Job kämpft.
Heulen könnte man manchmal vor Wut, Hilflosigkeit, dem Gefühl der Ohnmacht genau wie irgendwann später vor Erleichterung oder Rührung. Jean-Pierre und Luc Dardenne verstehen sich auf das Erzählen der kleinen traurigen Geschichten im Zeitalter des modernen Kapitalismus. Ein Happy End gibt es nicht aber Hoffnung. Die belgischen Regisseure wurden in Cannes schon zweimal mit der Goldenen Palme ausgezeichnet für “Rosetta” und “Das Kind”. Dieser Film ist noch erschütternder, vielleicht, weil es sich überall auf der Welt in diesem Moment genau so zutragen kann.

 
Fotografie
100 Jahre Leica Fotografie - Ilse Bing

Sie war „das Handy des 19. Jahrhunderts“.
Ein kleiner Apparat, den man in die Handtasche stecken konnte und bei Bedarf zücken, ohne dass es jemand bemerkt hätte. Längst hat die Leica, die erste Kleinbildkamera der Welt, Kultstatus erlangt. Zu ihrem 100. Geburtstag haben die Hamburger Deichtorhallen dem legendären Marke und ihren Fotografen eine Ausstellung ausgerichtet, die man fraglos als „Jahrhundertausstellung bezeichnen kann – und das nicht nur wegen der Unmengen an Aufnahmen (rund 560 an der Zahl). Also: „Augen auf!“, es lohnt sich.

 
Festivals, Medien & TV
ZPFF The Masters Revenge

Zum siebten Mal startete das ZEBRA Poetry Film Festival in Berlin vom 16. bis 19. Oktober 2014.
Das alle zwei Jahre stattfindende Filmfestival der Dichtkunst wird von der Literaturwerkstatt Berlin durchgeführt und genießt mittlerweile einen guten internationalen Ruf. Das zeigt sich nicht allein an der Auswahl der Bewerber, sondern auch daran, dass das „Zebra“ als Gast auf anderen Festivals eingeladen wird und sich dort großer Beliebtheit erfreut. Und dies zu Recht!

 
Musik
20 Jahre Internationales Opernstudio in Hamburg Foto JKipping

Was ist die spezifische Aufgabe eines Internationalen Opernstudios?
Es sollte jungen Opernsängern als Initialzündung für ihre berufliche Laufbahn dienen. Alle Aspekte der Arbeit am Musiktheater, vom Rollenstudium bis hin zur Aufführung – aber auch Meis­­ter­­kurse, Konzertauftritte und Wettbewerbe – sind Schritte auf dem Weg in dieses sehr besondere und he­rausfordernde Metier. Seit der Gründung des Internationalen Opernstudios in Hamburg 1994 ist es uns umfassend gelungen, junge Sängerinnen und Sänger zu diesem Ziel zu begleiten.

 
Film
„Am Sonntag bist du tot”. Oder die Einsamkeit des Erlösers im 21. Jahrhundert

Irland nach Wirtschaftskrise und Missbrauchsskandalen: John Michael McDonagh inszeniert seinen provokanten postmodernen Thriller als hintergründige Tragikomödie, die sich aber bald schon zum finster melancholischen Drama entwickelt.

Wie jeden Sonntag nimmt Father James (Brendan Gleeson) die Beichte ab. „Ich war sieben Jahre alt, als ich das erste Mal Sperma schmeckte”, der Mann, der da spricht, scheint kein reuiger Sünder, er will nicht Vergebung sondern Vergeltung. Fünf endlos lange Jahre hindurch wurde er von einem katholischen Geistlichen vergewaltigt. Wieder und wieder. Das Trauma hat er nie verwunden.

 
Fotografie
Ara Güler – Das Auge Istanbuls

Dem türkisch-armenischen Fotografen Ara Güler (geb. 1928) widmet der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus in Berlin eine Retrospektive mit Werken aus den Jahren 1950 bis 2005.

Er ist einer der ganz großen Reportage-Fotografen unserer Zeit und einer der wenigen, der seine Heimatstadt Istanbul über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren dokumentiert. Berühmt sind seine Serien von Schwarz-Weiß-Aufnahmen vom Leben in der Millionenmetropole am Bosporus. Wenn er die Stadt mit seiner Leica fotografiert, so lichtet er immer die Menschen ab: Pferdefuhrwerke auf Kopfsteinpflaster, das Treiben auf der Galata-Brücke, Fischer in ihren Booten vor der Stadtkulisse, Frauen beim Wasserholen, Straßenverkäufer in den engen Gassen Cihangirs, im Bezirk Beyoğlu, spielende Kinder in Fethiye, Männer, die Tee trinken oder beim andächtigen Gebet in einer der Moscheen knien.

 
Kultur, Geschichte & Management
China unter Mao

Polit-Idol, Massenmörder oder Pop-Ikone: Das Übersee-Museum Bremen wagt mit einer großen Sonderausstellung eine Annäherung an das Phänomen Mao. 
Der Gründer des heutigen China hatte einen prägenden Einfluss innerhalb seines Landes und auf weltweite kommunistische Bewegungen in den 1960er- bis 1980er-Jahren. Gleichzeitig ist er für Gräueltaten sowie den Tod von Millionen Menschen verantwortlich und wird doch – im Gegensatz zu anderen Diktatoren – immer noch vielfach verehrt, von der Popkultur unkritisch ästhetisiert und als Souvenirkitsch bagatellisiert.

 
Theater - Tanz
Varieté-Theater – oder die Aufhebung der Schwerkraft

Ist der Zirkus die große Oper im Bereich der unterhaltenden Bühnenkunst, dann ist das Varieté heute so etwas wie das Kammerspiel dieser Sparte.
Es spielt sich in einem deutlich kleineren Rahmen ab, Artisten und Zuschauer sitzen näher beieinander, man kann genauer hinschauen. So wie im Hamburger Hansa-Theater. Das Haus am Steindamm, 1878 als Concert-Saal errichtet, wurde 1893 zum Varieté-Theater umgebaut – damals ein gewaltiges Haus mit 1.500 Sitzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, teilweise zerbombt, öffnete es mit 330 Plätzen – Erlebnisgastronomie im liebenswert erhaltenen historischen Plüschrahmen bis heute, bei der man immer noch die Bedienung per Klingelschalter zum Minitischchen rufen kann.

 
Film
20.000 Days on Earth. Das unwiderstehliche Universum des Nick Cave

Ein Dokumentarfilm getarnt als bunt schillernder Neo-Noir. Oder umgekehrt?
Wahrlich ein Meisterwerk, in dem Wirklichkeit und Fiktion ständig die Rollen tauschen.

Es ist der 20.000ste Tag im Leben des legendären Rockpoeten: Er beginnt mit dem Wecker-Klingeln und endet mitten in seiner Seele. Die Regisseure Iain Forsyth und Jane Pollard entführen den Zuschauer auf eine atemberaubende audiovisuelle Exkursion durch Zeit und Raum. Unerbittlich tippt der australische Musiker auf seiner kleinen strahlend blauen Schreibmaschine vor sich hin.

 
Bildende Kunst

Es ist eine erstaunliche Installation, die der isländisch-dänische Künstler Ólafur Elíasson ins Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk bauen ließ.

 

Eine wahre Herausforderung für die dänische Museumsinstitution und ein hoher technischer Aufwand waren notwendig, um „Riverbed“ durch verschiedene, Räume im Südflügel zu leiten. Ort und künstlerisches Werk gehen eine wunderbar vielschichtige und sinnreiche Auseinandersetzung ein.

 

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