Kultur Blog
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
„Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold wurde 1920 bei ihrer zeitgleichen Uraufführung in Hamburg und Köln ein Überraschungserfolg, der junge Komponist ein Weltstar. Zum Ende ihrer Hamburger Zeit hat Simone Young (musikalische Leitung) mit Karoline Gruber (Regie) die Oper nach 95 Jahren erstmals auf die Bühne der Hamburger Staatsoper zurückgeholt. Und leistet sich mit Klaus Florian Vogt den wohl besten Paul, der weltweit zu bekommen ist. Aber nicht nur deswegen ist „Die tote Stadt“ ein lohnendes Opernerlebnis.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Bonnard, Cezanne, van Gogh. Manet, Matisse, Rodin. Säulenheilige der Kunstgeschichte. Dazu die Schweizer: Hodler, Giacometti und Vallotton. Auch sie Wegbereiter der Moderne.
In Hamburg geben sie sich nun ein Stelldichein. Möglich macht’s ein trauriger Umstand: Die legendäre Sammlung von Hedy und Arthur Hahnloser-Bühler wird an ihrem angestammten Platz, der Villa Flora in Winterthur, nicht mehr gezeigt. Bis auf weiteres ist das schöne Privatmuseum im Kanton Zürich geschlossen – Sparmaßnahmen. Was die Eidgenossen aufs Spiel setzen, führt nun die Hamburger Kunsthalle eindrucksvoll vor Augen: „Verzauberte Zeiten“ zeigt einen Schatz, der seinesgleichen sucht.
- Geschrieben von Anna Grillet -
In seinem faszinierenden düsteren Thriller „A Most Violent Year” schildert Regisseur J.C. Chandor den erbarmungslosen Konkurrenzkampf der Heizöllieferanten: Ein vielschichtiges atemberaubendes Gangsterdrama in der Tradition von Sidney Lumet und Francis Ford Coppola. Ironisch unterschwellig die Sehnsucht nach den guten/bösen alten Zeiten.
New York 1981, die Stadt wird in Atem gehalten von einer Welle schwerer Gewaltverbrechen. Statistisch gesehen gilt dieses Jahr als gefährlichstes der Kriminalgeschichte.
- Geschrieben von Claus Friede -
Vergessen sie alles, was sie über Glas wissen! Vergessen sie all die Trinkbehältnisse, Fensterscheiben, Aquarien und Kronleuchter, vergessen sie Vasen und Schüsseln und all die kitschigen Figürchen auf dem Regal oder auf Weihnachtsmärkten. Denken sie einfach nur an Kunst und Skulptur! Wenn sie das geschafft haben, dann wird dieser Ausflug in die Welt der Glaskunst, sie ebenso faszinieren wie mich.
Die Glasgalerie Stölting in der Hamburger HafenCity stellt unter dem Titel „Jan Fišar: My View of Life – Retrospective“ gut fünfzig Werke des tschechischen Künstlers Jan Fišar aus. Das sind quasi alle verfügbaren Werke, die sich noch im Handel befinden, aus seinem gesamten Oeuvre von ungefähr 350 Exponaten. Sammlungen und Museen weltweit – darunter auch das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg – haben Glaskunst von Jan Fišar (wird 'Fischar' gesprochen) in ihrem Besitz.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Zauberei? Gibt’s nicht, denkt man. Bis der Magier Thimon von Berlepsch auf der Bühne steht und man vor lauter Staunen ganz bezaubert ist. Die Gesetze der Physik scheinen für seine verblüffenden magischen Kunststücke nicht zu gelten. Und seine zauberhaften Erzählungen öffnen das Herz für die vielen Wunder, die das Leben anbietet – wenn man nicht achtlos an ihnen vorbei geht.
So vieles könnte für uns Magie sein, wären wir nicht so oberschlau und aufgeklärt. Die Zeiger einer Uhr etwa, die sich wie von Geisterhand bewegen, wüssten wir nicht um das Uhrwerk, das sie unsichtbar antreibt. Was aber ist los, wenn sich die Zeiger blitzartig verstellen, nur durch eine Hand, die über dem Zifferblatt schwebt – 37 Minuten vorwärts, und – das Staunen darüber hat sich noch nicht beruhigt – auch wieder 37 Minuten zurück.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Ziemlich blöd guckt sie aus der Wäsche. Nein, falsch, vielmehr aus der Schärpe.
Die Frau mit dem dunkel angelaufenen Kopf und ihren zwei Einkaufstaschen steht ja völlig nackt vor gelbem Grund – bis auf die rote Schärpe, die sich leuchtend von dem gelbgrünlichen Leib abhebt. „Selbstjustiz durch Fehleinkäufe“ hat Martin Kippenberger (1953-1997) diese 1984 auf die Leinwand gebannte Abrechnung mit einer Liebschaft genannt. „Aber Kippenberger wäre nicht Kippenberger, wenn seine Arbeit nicht zugleich allgemein ein gekonnter Seitenhieb auf das Kunstsammeln wäre“, schreibt Harald Falckenberg in seiner Einführung.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Seinen Film „Leviathan” inszeniert der russische Regisseur Andrey Zvyagintsev als erschütternde bildgewaltige Parabel über die Ohnmacht des kleinen Mannes.
An der abgeschiedenen felsigen Küste der arktischen Barentssee betreibt Kolia (Alexey Serebryakov) eine winzige Reparaturwerkstatt. Das Haus mit dem grandiosen Blick aufs Meer ist seit Generationen in Familienbesitz. Der Automechaniker lebt dort mit seiner jungen Frau Lilya (Elena Lyadova) und dem Sohn aus erster Ehe. Doch nun hat es der korrupte gierige Bürgermeister Vadim (Roman Madyanov) auf das lukrative Grundstück abgesehen. Er bietet eine lächerlich niedrige Kaufsumme. Als Kolia ablehnt, droht die Enteignung.
- Geschrieben von Christel Busch -
Im Martin Gropius-Bau in Berlin werden Arbeiten der chinesischen Fotokünstlerin Liu Xia präsentiert. Die Protagonisten ihrer Schwarz-Weiß-Fotografien sind Puppen. Puppen mit schreienden Mündern, aufgespießt auf Holzpfähle, gekreuzigt zwischen Türbeschlägen, in Einmachgläser gequetscht, gefesselt, deformiert und erhängt. Sie sind Metaphern für die politischen Repressionen in China, aber auch für ihr persönliches Leid, ihre Ohnmacht gegenüber dem chinesischen Staatssystem. Denn die 54jährige, Ehefrau des inhaftierten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, steht seit fünf Jahren unter Hausarrest und Polizeibewachung.
Nach der spektakulären Ai-Weiwei-Ausstellung im Sommer 2014, setzt sich das Haus erneut mit der Situation chinesischer Künstler auseinander. Die aktuelle Schau „Liu Xia. Eine Fotografin aus China" zeigt rund fünfzig Fotografien aus den späten 90er-Jahren – also vor ihrem Hausarrest. Ergänzt werden die Fotoarbeiten mit ihren Gedichten sowie Filmen, die einen Einblick in ihren Alltag geben und ein Fernsehinterview aus dem Jahr 2012.
- Geschrieben von Kerstin Schüssler-Bach -
„Glück, das mir verblieb“ – Von Hamburg aus trat Wolfgang Erich Korngolds Oper „Die tote Stadt“ den Siegeszug um die Bühnen der Welt an.
Nun kehrt sie endlich in die Hamburgische Staatsoper zurück. Dirigentin Simone Young nimmt sich der opulent schimmernden Partitur an. Regisseurin Karoline Gruber leuchtet in die psychoanalytischen Winkel des Protagonisten Paisl, der von Publikumsliebling Klaus Florian Vogt gesungen wird.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Jeder kennt ihn, jeder liebt ihn: Joan Miró (1893-1983), der Sonne-Mond-und Sterne-Maler, gehört zweifellos zu den populärsten Künstler des 20. Jahrhundert.
Auf Mallorca und in seiner Geburtsstadt Barcelona hegen und pflegen zwei kapitale Stiftungen den umfangreichen Nachlass, Poster und Kalenderblätter in Millionenauflage zeugen von seinem Ruhm. Umso erstaunlicher, dass einer derartigen Lichtgestalt der Moderne heute noch neue Perspektiven abzuringen sind. Und doch, es gibt sie: In der Ausstellung „Miró. Malerei als Poesie“ beleuchtet das Bucerius Kunstforum zum ersten Mal die enge Beziehung des Katalanen zur zeitgenössischen Literatur und zeigt auf, wie stark der Meister magischer Symbole in die Welt surrealistischer Dichter eingebunden war. Ohne das Wort, das wird hier klar, wäre sein Werk undenkbar gewesen.