Musik
Supertramp Foto Rob Shanahan

Vor zwei Jahren wurde er in Neumünster gefeiert, nun rockte Roger Hodgson die Kieler Sparkassen-Arena. Für die rund 5.000 Fans, die bereits bei den ersten Takten von „Take The Long Way Home“ mitklatschten, war das Supertramp-Revival zweifellos der Höhepunkt des diesjährigen Schleswig-Holstein-Musik-Festivals.

 
Festivals, Medien & TV
Nigel Kennedy spielte beim SHMF in der ausverkauften Musikhalle Luebeck Foto Charly Hyde

Diese Energie ist phänomenal: Nigel Kennedy spielte beim SHMF in der ausverkauften Lübecker Musikhalle alle schwindelig – die Zuschauer ebenso, wie das Schleswig-Holstein Festival Orchester.
Nach dreieinhalb Stunden Superkonzert schienen sich die Nachwuchsmusiker aus aller Welt zu fragen: Wird der denn niemals müde?

 
Film
Apocalypse Now - Final Cut

Hubschrauber bombardieren ein Dorf zu den dröhnenden Klängen von Wagners „Walkürenritt”. „Mein Film ist nicht über Vietnam, er ist Vietnam”, sagte US-Regisseur Francis Ford Coppola nach den Dreharbeiten über „Apocalypse Now”. Er inszenierte Schlachten, als würden sie sich tatsächlich ereignen. 40 Jahre sind vergangen, das visionäre Meisterwerk ist als Antikriegs-Message Teil unseres kollektiven Bewusstseins geworden, Inbegriff des menschlichen Zynismus, von Wahnsinn, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, dem Verlangen nach Selbstzerstörung.
Die „Final-Cut”-Version von 184 Minuten ist in ihrer kühnen brachialen Schönheit auf der großen Leinwand ein überwältigendes Erlebnis. Der achtzigjährige Coppola hat den 1979 gedrehten Film aufwendig restauriert: Von den Originalnegativen wurden 4K Scans erstellt, 300.000 Einzelbilder bereinigt, die Audiospur komplett überarbeitet.

 
Theater - Tanz
Familie Floez  Foto Valeria Tomasulo

Beklemmend melancholisch, irrsinnig komisch und von wahrhafter Magie: Die Berliner Masken-Truppe Familie Flöz begeisterte mit ihrem SHMF-Gastspiel „Dr. Nest“ im Ernst Deutsch Theater.

 
Film
kursk film

In seinem bildgewaltigen Polit-Thriller schildert Thomas Vinterberg jene Katastrophe, die zur Jahrhundertwende die Welt neun Tage lang in Atem hielt. Das U-Boot K-141 Kursk, Stolz der russischen Marine, sinkt nach der Explosion eines Torpedos schwer beschädigt. Aus Angst vor Imageverlust und Spionage verweigert die Regierung lange jede internationale Hilfe. Und so überlebt am Ende keiner der 118-Mann-Besatzung. 71 Kinder verlieren ihren Vater.
„Kursk” lässt uns nicht mehr los, der Zorn, die Trauer, das Gefühl von Ohnmacht bleibt. Der Film des dänischen Regisseurs ist mehr als ein spannungsgeladenes Survival-Epos, es ist ein subtiles universelles Drama über Solidarität, Mut, Freundschaft und Liebe über den Tod hinaus. Vielleicht begreifen wir hier zum ersten Mal die eigentliche Message des Heavy-Metal-Songs „Enter Sandman”.

 
Festivals, Medien & TV
Auftaktkonzert zum Schleswig-Holstein Musik Festival 2019: Krzysztof Urbanski dirigiert

Mit einer energiegeladenen, fulminanten Janine Jansen, einem bestaufgelegten NDR Elbphilharmonie Orchester und einem die Stargeigerin hingebungsvoll, ja fast verliebt begleitendem Krzysztof Urbanski am Pult startete das Schleswig-Holstein Musik Festival 2019 vergangenes Wochenende in einer restlos ausverkauften MuK, wie man die Musik- und Kongresshalle in Lübeck kurz nennt.

Sie wirkt auch mit 41 Jahren noch mädchenhaft jung und natürlich. Wie erfrischend ihr herzhaftes, ansteckendes Lachen gleich zu Beginn, als es beim Shakehands mit Krzyszof Urbandski und den Ersten Geigen ein kurzes Kuddelmuddel gab. Eigentlich will die niederländische Violinistin Janine Jansen seit ihrem Burnout 2010 ja nicht mehr so viele Konzerte geben, höchstens 80 im Jahr, das betont sie in jedem Interview. Beim SHMF, bei dem sie in diesem Jahr Porträtkünstlerin ist, spielt sie allein schon zehn. Was für ein Kraftakt!

 
Kultur, Geschichte & Management
Sinn und Zweck von Städte- und Gemeindepartnerschaften Von der Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen

Die Idee zu Städte- und Gemeindepartnerschaften, wie wir sie heute kennen, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, ab 1947 in Deutschland. Ausgehend von der britischen Besatzungsmacht sollten freundschaftliche Beziehungen zwischen deutschen und britischen Städten aufgenommen werden, um Völkerverständigung „von unten“ zu ermöglichen.
Die durch zwei verheerende Weltkriege in Europa aufgerissenen Wunden, Ängste und Vorbehalte sollten dadurch schneller heilen, indem Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammengeführt werden. Die persönliche Auseinandersetzung, über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg, galt als eine langfristige und effektive sowie öffentlichkeitswirksame Methode. [1]

 
Theater - Tanz
45 Hamburger Ballett-Tage Shakespeare Sonette

Die Eröffnung der Hamburger Ballett-Tage ohne eine Neumeier-Choreografie? Bislang undenkbar!
Mit der Uraufführung der „Shakespeare-Sonette“ von Marc Jubete, Aleix Martinez und Edwin Revazov ist das Undenkbare nun eingetreten: Die drei Neumeier-Zöglinge eröffneten mit ihrer Choreografie-Assemblage zu den Meisterwerken der englischen Renaissance-Dichtung die 45. Hamburger Ballett-Tage.

 
Theater - Tanz
Dutch ballet Foto Kiran West

Zum Schluss kam der Meister selbst auf die Bühne: Hans van Manen (86) ließ es sich nicht nehmen, die Ovationen der Hamburger und den Blumenstrauß von John Neumeier persönlich zu empfangen. Das umjubelte Gastspiel des exzellenten „Het Nationale Ballet“ bei den 45. Hamburger Ballett-Tagen war ausschließlich ihm gewidmet, dem bedeutendsten zeitgenössischen Choreografen der Niederlande. Vier Choreografien gaben Einblicke in fast drei Jahrzehnte seines Lebenswerkes.

 
Film
Film - Wo ist Kyra

„Wo ist Kyra?” schildert den Sturz ins Bodenlose. Für jede Frau ist dieser Film eigentlich eine Qual, alle wohl verdrängten Ängste werden wahr: Mitte Fünfzig, geschieden, den Job verloren, aus dem Wohlstand herauskatapultiert in ausweglose Armut. Verzweiflung, Scham, das Gefühl der Hilflosigkeit, ein New York ohne Freunde, ohne Familie. Und die Männer? Wie werden sie reagieren? Wie die im Film? Wegschauen, peinlich berührt, oder tun, als wäre die Protagonistin unsichtbar?

Die Armut, das Elend nimmt der aus Nigeria stammende Regisseur Andrew Dosunmu als ästhetische Herausforderung. Die stilisierten düsteren Stadtlandschaften reflektieren die Gefühle einer Femme Fatale wider Willen im Kampf gegen die eigene Bedeutungslosigkeit, grandios verkörpert von Michelle Pfeiffer.