Kultur Blog
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Ölskizzen oder Ölstudien gibt es noch nicht lange – sie wurden erfunden, als sich die Künstler der Freilichtmalerei in der Landschaft zuwandten und den Reiz des Spontanen und Flüchtigen entdeckten. Während die Skizzen damals meist nur einen praktischen Nutzen besaßen, entdecken wir heute zunehmend ihren Eigenwert.
Schnell trocknende Ölskizzen, angefertigt vor Ort, waren zunächst nicht mehr als Notizen, die den Malern halfen, die Lichtverhältnisse mit ihren wandernden Schatten und Lichtpunkten, die Tiefenstaffelung der Landschaft oder die ziehenden Wolken mit schnellem Pinsel zu erfassen, um auf diese Weise die großen Atelierbilder vorzubereiten.
- Geschrieben von Anna Grillet -
François Ozon inszeniert seine elegante nostalgische Kriminalkomödie „Mein fabelhaftes Verbrechen" als scharfzüngiges Plädoyer für den Feminismus. Die zärtlich-ironische #MeToo-Farce spielt mit dem Absurden und den Parallelen von Theater und Justiz.
Man spürt das Vergnügen des französischen Regisseurs, die Art-Deco-Atmosphäre zu rekonstruieren, jedes Set besitzt seinen ganz eigenen architektonischen Stil, spiegelt Gefühle und Handlung wider. Das Kino der Dreißiger Jahre wird indirekt selbst Thema: Die Screwball-Comedy mit ihren rasanten Dialogen, der Glamour von Ernst Lubitsch und der poetische Realismus von Jean Renoir.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Außerhalb von Lübeck ist er kaum bekannt, aber Hans Kemmer (1495-1561) war ein achtbarer Künstler, der unter anderem bei Lucas Cranach dem Älteren gelernt hatte und zum bedeutendsten Maler des protestantischen Lübecks aufstieg – auch deshalb, weil er sowohl für katholische als auch für evangelische Kunden arbeitete.
Es klingt heute etwas unglaubwürdig, aber Lübeck war einmal eine wirklich bedeutende Stadt, die ihr „lübisches Recht“ im ganzen Ostseeraum verbreitete, fettes Geld verdiente, andere Städte anzündete und sich überhaupt so unbeliebt wie möglich machte. Ausgangs des Mittelalters waren in dieser Metropole des Ostseeraumes nicht nur die Pfeffersäcke, sondern noch zusätzlich diverse Künstlerwerkstätten ansässig, so dass die Stadt nicht allein Fisch oder Salz exportierte, sondern auch Kunst – gelegentlich sogar große Kunst.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Auf zwei Prozent der Gesamtbevölkerung ist in den letzten anderthalb Jahren der Anteil der Ukrainer in Lübeck gestiegen – Grund genug für die Stadt, in einer völkerkundlichen Ausstellung das Verhältnis der alten Kaufmannsstadt Lübeck zu dem südosteuropäischen Land zu reflektieren.
Als Ergebnis der Suche fanden sich 150 Exponate in der Sammlung der Stadt, so dass kaum auf Leihgaben zurückgegriffen werden musste.
- Geschrieben von Redaktion -
Zum dritten Mal in Folge findet das jährliche Cap Rocat Festival of Mallorca statt. Nach dem erfolgreichen Event im Juli 2022, bei dem Sandra Radvanovsky, eine der bekanntesten Sopranistinnen der Gegenwart, auftrat, wird das Festival in diesem Jahr auf drei Nächte außergewöhnlicher musikalischer Ereignisse ausgedehnt.
Vom 4. bis 6. August 2023 können Musikliebhaber*innen unter der künstlerischen Leitung des renommierten Ilias Tzempetonidis, dem Koordinator des Teatro San Carlo in Neapel, Aufführungen von namhaften Künstlern der klassischen Musik in unvergleichlichem Ambiente direkt an der majestätischen Küste des Mittelmeers genieße. Diese wird somit erneut zum Epizentrum des Belcanto auf der größten Balearischen Insel.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Die Dirtbiker-Gangs der Peripherie von Bordeaux sind eine abgeschottete Macho-Domäne. Julia (grandios Julie Ledru), die Fremde, der Eindringling, stellt diese Welt auf den Kopf, infiziert uns mit ihrer skrupellosen Obsession für Maschinen, Asphalt und Geschwindigkeit, für sie einzig akzeptables Symbol von Freiheit und Gleichberechtigung.
„Rodeo“, Debüt-Film der französischen Regisseurin und Drehbuchautorin Lola Quivoron, besitzt seine ganz eigene raue Art von Poesie, Sinnlichkeit und verzweifelter Aggression. Das Aufheulen der Motoren gleicht einer Kampfansage an die bürgerliche Gesellschaft, am Ende perforiert Surreal-Spirituelles die Wirklichkeit. Das feministische Außenseiter-Epos wurde 2022 in Cannes mit dem Coup de Cœur der Reihe Un Certain Regard ausgezeichnet.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Wodurch wird Kultur geprägt, und woran lässt sich ihre Eigenart am besten ablesen? Ist es die Sprache, sind es Wortschatz und Grammatik?
In den letzten Jahrzehnten wurde in Philosophie wie in Kulturgeschichte in einer ziemlich einseitigen Weise auf die Analyse der Sprache gesetzt – es war der von Wittgenstein und der Analytischen Philosophie inspirierte „linguistic turn“, der an den Universitäten, aber auch in der Literatur Triumphe feierte.
- Geschrieben von Dagmar Reichardt und Studierenden der Lettischen Kulturakademie -
Wie gehen wir möglichst kreativ mit Krisen in Zeiten kollektiver Traumen um? Im russlandnahen Grenzgebiet des Baltikums waren sämtliche Bevölkerungsschichten ab Frühjahr 2020 durch die COV-19-Pandemie und seit dem 24. Februar 2022 durch den russischen Überfall auf die Ukraine nicht nur wirtschaftlich einer besonders prekären Lage ausgesetzt. Umso wichtiger, dass der erste in Präsenz stattfindende Kongress des international ausgerichteten Europäischen Verbands der Kunsttherapeuten (EFAT) nun in Lettlands Hauptstadt Riga tagen konnte.
Dieser 2. Kongress der European Federation of Art Therapy (EFAT) hat einen nicht nur für Kunsttherapeuten beruflich wichtigen Kontext geschaffen, in dem sich Heilpraktiker, Kreative, Wissenschaftler und thematisch Interessierte über die in Entwicklung begriffenen kunsttherapeutischen Forschungsrichtungen, Techniken, Projekte, Methoden, Theorien sowie philosophischen und ethischen Strömungen informieren und austauschen konnten.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Wann ist etwas vollendet? Gibt es überhaupt Vollendung in der Kunst, im Leben? Oder ist es gerade das Unvollendete, was unsere menschliche Existenz und was große Kunst ausmacht?
Derart wesentlichen Fragen geht seit Februar 2023 die offenen Gesprächsreihe „Fliegende Gedanken“ im Rahmen des Projektes „Die Unvollendeten“ im Hamburger Tonali Saal nach. Diesmal nahm die phantasiereiche, sprachmächtige Schriftstellerin Felicitas Hoppe auf dem gelben Tonali-Teppich Platz, auf dem immer auch ein gelber Stuhl freigehalten wird für Gäste aus dem Publikum. Ebenfalls wie immer führte Moderatorin Raliza Nikolov kenntnisreich und zugewandt durch den Abend. Dieser bildete den Schlusspunkt der Gesprächsreihe und zugleich den Auftakt für das große Tonali Festival vom 3. bis 9. Juli 2023 an verschiedenen Orten in Hamburg.
- Geschrieben von Florian Maaß -
Der Berg ruft - und die Kunstwelt schnürt die Wanderschuhe. Vom 14. Juli bis 2. September weckt die sommer.frische.kunst das einst mondäne Bad Gastein mit Kunstmesse, Ausstellungen, Kunst im Freien und Künstler-Residenzen aus dem Dornröschenschlaf.
Sogar Jonathan Meese genoss hier schon die Bergluft. Dieses Jahr sind auf der Messe etwa Thomas Kiesewetter (präsentiert von der Galerie KnustKunz) vertreten und Ulrike Rosenbach (Galerie Gisela Clement). Ausgestellt wird zum Beispiel das Kollektiv DORF um die jungen Überflieger der deutschen Szene, Andi Fischer und Conny Maier. Im Anschluss kann das Publikum jungen Talenten bei der Arbeit über die Schulter gucken, die für vier Wochen in Ateliers im alten Kraftwerk residieren.