Kultur Blog
- Geschrieben von Anna-Maria Maak -
Der Abend ist regnerisch in Hamburg. Über einen Hof im Kleinen Kielort führt der Weg zu einem Gebäude, in welchem unter dem Namen TONALi-Saal bereits seit 2018 viel gute Musik abseits der etablierten Programme und neue Vermittlungsformate auf Offenheit stoßen und begeisterte Freunde finden.
So entsteht der passende Rahmen, um in entspannter Atmosphäre ein besonderes Konzert mit Werken zweier romantisch beeinflusster Komponisten zu hören. Zwar stammen beide aus unterschiedlichen Breitengraden, jedoch schufen sie ihre Musik im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es handelt sich um Zeitgenossen, den Italiener Alfonso Rendano (1853-1931) und den Russen Alexander Skrjabin (1871-1915).
- Geschrieben von Anna Grillet -
Das bildgewaltige Schwarz-Weiß-Opus des deutschen Regisseurs Timm Kröger „Die Theorie von allem“ gehörte zu den Highlights des diesjährigen Hamburger Filmfests.
In dem opulenten Mystery Noir von höchst eigenwilliger Textur überschneiden sich die verschiedensten Einflüsse und Perspektiven aus Literatur, Wissenschaft und Kino. Da treffen Alfred Hitchcock, Orson Welles, Andrei Tarkovsky, David Lynch und Erich Kästner auf Nouvelle Vague, Spionage-Drama, kalten Krieg, atomaren Horror und Schrödingers Katze. Über letztere sagt der Regisseur, hier sei sie hirntot und genial zugleich. Resultat: Ein intellektuell abenteuerlicher und amüsant verwirrender Zauberberg der Doppelgänger, ästhetisch überragend.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Muss man den Eventcharakter fürchten, wenn man in der Ankündigung von einem szenischen Oratorium in einem Hangar liest? Nein, muss man nicht. Ganz im Gegenteil: Was für ein Glück, Hans-Werner Henzes zweiteiliges Oratorium „Das Floß der Medusa“ in einer Aufführung der „Komischen Oper“ im Hangar 1 auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin erlebt zu haben!
Komponiert für drei Solist*innen, gemischten Chor, Knabenchor und Orchester, hatte dieses Stück hier seinen idealen Aufführungsort. Es ist fast makaber, dies zu sagen, denn: Am Ende der Vorstellung öffnen sich die Tore des Hangars, ein gelbes Follow-Me-Sicherungsfahrzeug mit roter Signalleuchte leitet die geretteten Schiffbrüchigen der „Medusa“ hinaus aufs dunkle Feld. Soweit das Spiel. Das Schreckliche daran ist, es leben derzeit und in Wirklichkeit tatsächlich Flüchtlinge auf dem ehemaligen Flughafengelände.
- Geschrieben von Claus Friede -
Von den Ebenen der Mongolei bis zum südlichen Rand Chinas, vom Pazifischen Ozean bis zu den fernen Gebieten des Nahen Ostens und Europas errichteten Dschingis Khan und seine mongolische Armee im 13. Jahrhundert ein kolossales Reich.
Eine umfassende Ausstellung im musée d’histoire de Nantes, Château des ducs de Bretagne, erforscht die Geschichte des riesigen Reiches von Dschingis Khan und seiner Nachfahren.
- Geschrieben von Claus Friede -
Zum 200. Geburtstag des Kunstvereins in Bremen hat der Unternehmer und Sammler Alfred Moeke aus Delmenhorst der Kunsthalle Bremen 34 Werke des amerikanischen Malers Holmead (eigentlich Clifford Holmead Phillips) geschenkt.
Aus diesem Anlass zeigt die Kunsthalle Bremen in einem kleinen Durchgangsraum noch bis Anfang Dezember 2023 eine Auswahl von Gemälden und Zeichnungen aus Holmeads eindrucksvollem Spätwerk der 1960er und 70er Jahre.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Es ist zweifellos die verrückteste Ausstellung, die jemals in der Hamburger Kunsthalle zu sehen war: In „Cotton Under My Feet: The Hamburg Chapter“ ergänzt der libanesisch-amerikanische Künstler Walid Raad Kunstwerke des Museums um eigenen Arbeiten und baut um seine Interventionen herum Geschichten, die den Märchen aus „Tausend und einer Nacht“ alle Ehre machen.
Für Liebhaber überschäumender Fantasie ist dieser aufregend-verwirrende Parcours aus Fakten und Fiktion ein hinreißendes Vergnügen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Wer bei „Eyes on Hamburg“ Postkartenidylle sucht, ist fehl am Platz: Im Museum der Arbeit beleuchten die Preisträger*innen des Georg Koppmann Preises für Hamburger Stadtfotografie Wandel und Schattenseiten der Metropole. Unbedingt sehenswert!
Klaffende Wunden mitten in der City, aufgerissene Fassaden, öde Baustellen, verdreckte Müllhalden, und neben dem Autobahn-Deckel A7 am Stellinger Wördemannsweg auch der – offensichtlich vergebliche – Versuch, mit ein paar Pflanzkübeln, Pergola und Gartenmobiliar heimeliges Terrassenfeeling zu schaffen. Der Hamburger Fotograf Axel Beyer fotografiert an Orten, an denen man sich weder gern aufhält noch besonders genau hinsieht. Es lohnt ja auch kaum, möchte man meinen, beim nächsten Mal sieht ja alles wieder ganz anders aus. Doch gerade schnelllebige Veränderungsprozesse sind stadthistorisch betrachtet besonders spannend.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Seine sanfte Tragikomödie „Fallende Blätter“ inszeniert Aki Kaurismäki als poetische Hommage an das Kino, Zufluchtsort unserer Sehnsüchte, an Filmemacher, die er, der finnische Kult-Regisseur, vergöttert: Bresson, Ozu und Chaplin.
Die zärtliche lakonische Liebesgeschichte zweier verlorener Seelen am Rande der Gesellschaft reflektiert auch seine eigenen frühen Werke und erhielt in San Sebastian den FIPRESCI Grand Prix 2023 als Bester Film des Jahres und in Cannes den Prix du Jury.
- Geschrieben von Claus Friede -
Die Gründung von Künstlerkolonien geht auf das 19. Jahrhundert zurück, vor allem in Deutschland und in der Schweiz entstanden die ersten überhaupt in Europa und zumeist an Orten, die ländlich waren, deren Landschaft, einfaches Leben, vermeintliche Idylle und Abgeschiedenheit einen Gegenpol bildeten, zum Trubel der urbanen Welt.
Die Kolonisierung – kein Kolonialismus! – der beschaulichen Orte von Worpswede, Ahrenshoop, Dachau sowie Hiddensee und vielen anderen durch Künstler, Schriftsteller, Musiker und Schauspieler hatte gleich mehrere Vorteile: ein enger Austausch zwischen Künstlern gleicher oder unterschiedlicher Genres war möglich.
- Geschrieben von Florian Maaß -
Die 14. Ausgabe des Festivals für zeitgenössische Kunst Survival Kit in Lettlands Hauptstadt Riga lädt zu einem „Markt zur Integration“ ein – und erinnert in vielen Bereichen an die Zeit afrikanischer Gaststudenten in der Sowjetunion.
„Kunst nur um ihrer selbst Willen – das ist nicht mein Anspruch“ meint Solvita Krese. Die Kulturmanagerin glaubt daran, dass Kunst etwas in der Gesellschaft bewegen kann und muss „und wenn es nur bei einem Einzelnen ist“.