Kultur Blog
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Zur Kitsch-Apotheose fehlte nur noch der glutrote Abendhimmel: Begleitet von den mächtigen Paukenschlägen und dem Fortissimo der Blechbläser, die Gustav Mahler im VI. Satz seiner Dritten Sinfonie zum pathetischen Finale steigert, schritt John Neumeier dem Bühnenhorizont der Hamburg Oper entgegen, drehte sich dann noch einmal um und streckte sich aus der Tiefe des Raumes „seinem“ Publikum entgegen.
Emotionaler ging noch nie eine Nijinsky-Gala zu Ende. Aber nach 40 Jahren als Direktor des Hamburg Balletts darf man schon mal etwas gefühlsbetont zurückblicken, zumal gerade zuvor die „Schatten der Vergangenheit“ an ihm vorbeizogen.
- Geschrieben von Nadine Effert -
Was ist Heimat? Ein Ort? Ein Kokon des Vertrauten? Das Gefühl von Beständigkeit?
Die Erinnerung als eine Mischung aus Geschmack, Geruch und Geräuschen? Unter dem Motto „Glaube.Liebe.Heimat.“ hat die Hamburger Kommunikationsagentur „the white elephant“ den Berliner Illustrator Denis Faneites auf die Suche nach Antworten geschickt. Er wurde fündig und hat seine Interpretation von Heimat mit Acrylfarben auf Holzplatten gebannt.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -
Ryan Gosling als Bankräuber, Bradley Cooper als Polizist: Im neuen Film von Regisseur Derek Cianfrance geht es um die schicksalhafte Kreuzung zweier Lebenswege, um Kriminalität und Moral, und darum was es heißt, eine Familie zu sein.
Fröhliche Jahrmarktsmusik dringt gedämpft durch die Tür. Ein tiefes, stoßartiges Ausatmen ist zu hören, und dann: die raschen Schnappgeräusche eines Klappmessers, auf und zu, auf und zu. Schon die ersten paar Sekunden von „The Place beyond the Pines“ sind akustischer Nervenkitzel, die spürbar in der Luft liegende Gefahr, das Adrenalin, das durch die Adern rauscht.
- Geschrieben von Claus Friede -
Regeln sind da um gebrochen zu werden, nicht aus Prinzip, sondern weil es Horizonte erweitert.
Das gilt zwar nicht für Glaubensfragen und schon gar nicht für orthodox-jüdische, aber für musikalische allemal.
"A Yiddishe Mamme" hieß das Debütalbum einer Gruppe von sieben Lübecker Musikstudenten, die sich 2008 den merkwürdigen Auftrittsnamen "Yxalag" gegeben haben. Behutsam und ungestüm zugleich tauchten die drei Musikerinnen und vier Musiker in die Welt der Klezmorim - und brechen Regeln.
- Geschrieben von Christel Busch -
Er gehört zu den renommiertesten Fotografen der zeitgenössischen Dokumentation: Tobias Zielony.
Seit Jahren gilt sein Interesse der sogenannten jugendlichen Subkultur, den "Losern" und "Underdogs". In seinen Fotoarbeiten porträtiert er diese jungen Menschen in ihrem sozialen Umfeld. Die Berlinische Galerie im Landesmuseum für Moderne Kunst präsentiert jetzt seine aktuellste Fotoserie "Jenny Jenny" sowie Fotografien aus der Reihe "Trona". Fotokunst von bedrückender Intensität!
- Geschrieben von Wilfried Dürkoop -
Kurt Schwitters, neben Wilhelm Busch, das zweite Genie aus Niedersachsen im Pantheon der Kunst, lebte als Exilant von 1940 bis zu seinem Tod 1948 in England. Das dort entstandene Werk des Meisters wird jetzt im hannoverschen Sprengel Museum präsentiert.
Schwitters, der einst traditionelle Heidelandschaften, Dorfdächer und Porträts malte und dann in den mageren Jahren nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen Merz-Bildern – auf Holz geleimten oder genagelten Kinokarten, Staniolpapieren, Fahrscheinen, zerrissenen Schuhsohlen, Garderobennummern, Knöpfe oder Federn – berühmt und erfolgreich wurde, musste erleben, wie die Nationalsozialisten seine Kunst diffamierten, sie als „vollendeten Wahnsinn“ bezeichneten. Er brach 1937 heimlich nach Norwegen auf, wo er in den Jahren zuvor seine Urlaube verbracht hatte. Nach der Besetzung des Landes durch die Deutschen drei Jahre später floh er an Bord der „Fritjof Nansen“, dem letzten Eisbrecher, der das Land samt der norwegischen Exilregierung verließ, in Richtung England.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -
Eine zweite Chance für das altehrwürdige Lichtspielhaus am Steindamm: Nach mehrmonatiger Renovierungsphase nimmt das Savoy als neues Originalversion-Kino in Hamburg seinen Betrieb wieder auf.
Eine zwanzig mal acht Meter große Leinwand, goldene Vorhänge, verstellbare Ledersessel aus Norwegen, Sektkühler im Logenbereich: Das neue Savoy-Filmtheater kann sich sehen lassen. Mehr als fünf Monate hat der Umbau gedauert, 1,2 Millionen hat er gekostet: Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe hat kräftig investiert, um das Savoy wieder bespielbar zu machen. Ein Herzensprojekt: „Der Zuschauerraum des Savoy ist einer der schönsten noch existierenden Filmtheatersäle Hamburgs,“ schwärmt Flebbe. Der ehemalige Cinemaxx-Gründer hatte schon lange den Plan, ein Premium-Kino in Hamburg zu eröffnen – und ist jetzt bei der traditionsreichen Filmspielstätte fündig geworden.
- Geschrieben von Florian Maaß -
„One second please!” versucht ein Fotograf die Vorbeiziehenden im Eingangsbereich eines Pop-Art-Cafés erfolglos mit theatralischer Ansprache zum Stehenbleiben zu bewegen.
Sein Model steht genau hinter dem Strom der Besucher gleichmütig lächelnd, als erwarte sie gar keinen Erfolg des Unterfangens. Ein gelungenes Happening, das die verzweifelte Suche nach Aufmerksamkeit im aufgeregten Betrieb der 88 Pavillons und 155 Künstler (etwa so viele wie die letzten beiden Ausgaben zusammen) der 55. Biennale von Venedig kritisiert. Moment – ist das nicht...? Tatsächlich! Es ist Michel Friedmann, der versucht, Lebensgefährtin Bärbel Schäfer für ein Andenkenfoto ins rechte Licht zu rücken. Aber die aktuelle Biennale zaubert so viel Überraschendes aus dem Hut, dass auch der Auftritt der TV-Moderatoren gut als Programmteil hätte durchgehen können.
- Geschrieben von Christel Busch -
Der Kunstverein Wiligrad e.V. stellt in seiner Ausstellung "Sommersalon 13 – Sommergäste" die Leipziger Künstlerin Gudrun Petersdorff und ihren Malerkollegen Michael Kunert vor.
Als Gegenpol zur Malerei zeigt die Schau kleinformatige Plastiken der Bildhauer Michael Jastram aus Berlin und Winni Schaak aus Lübeck. Die Schau oszilliert sozusagen zwischen Skulptur und Malerei.
Bleibt für den interessierten Besucher nur die Frage, wo liegt Schloss Wiligrad?
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Was ist nur mit der Hamburger Ballettgemeinde los?
Da gibt es schon mal eines der raren Gastspiele, wie jetzt bei den 39. Hamburger Ballett-Tagen in der Hamburg Oper – und dann sind die Ränge halb leer. Liebe Leser, seien Sie versichert: Sie verpassen etwas! Die "Romeo und Julia“-Version des Ballets de Monte-Carlo ist großartig. Gestern Abend gab es stehende Ovationen für eine technisch brillante Compagnie, ein durch und durch bezauberndes, dramatisch ausgereiftes junges Liebespaar – und für einen Pater Lorenzo, wie man ihn bislang noch nicht zu Gesicht bekam. Für heute Abend gibt es noch Karten – nix wie hin.