Kultur Blog
- Geschrieben von Thomas Janssen -
Der Streichquartett-Wettbewerb „Premio Paolo Borciani“ stellt zur Zukunft von Kammermusik keine Fragen, er gibt aber Antworten.
Puristisch: Das ist das Stichwort. Kein populäres vielleicht, nicht im Musikbetrieb von heute. Keines aber bringt besser auf den Begriff, was das Streichquartett ausmacht, jene Gattung der Musikkunst der westlichen Zivilisation, in der sich das Paradoxon, durch Abstraktion das Konkrete menschlichen Erlebens auszudrücken, radikal realisiert. Abstrakt, weil ohne festgelegte Bedeutung – konkret, weil dennoch und deswegen voll emotionalem Sinn. „Musik pur, ohne schillerndes Tamtam“, nennt der Violinist Heime Müller das Quartett.
- Geschrieben von Christel Busch -
André Malraux mit Zigarette im Mundwinkel, Jean-Paul Satre mit Pfeife, Virginia Woolf mit Zigarettenspitze, James Joyce mit Brille und Lupe, Frida Kahlo im Rollstuhl, Eva Perón vor dem Spiegel...
Die jüdische Fotografin Gisèle Freund hat sie alle vor der Linse ihrer Kamera gehabt: die Prominenz aus Kunst, Literatur und Politik. Aus ihrem umfangreichen Œuvre präsentiert die Ausstellung „Gisèle Freund. Fotografische Szenen und Porträts" in der Akademie der Künste Berlin rund 280 Fotografien in Schwarzweiß und Farbe, die allerdings dank der heutigen digitalen Bildbearbeitung nachkoloriert sind. Sie zeigen die Portraitierten in ihrem privaten Umfeld sowie Szenen aus ihrem Alltagsleben. Neben den Portraits zeichnen Dokumente, Notizen und Briefe, Zeitschriftencover und Zeitungsartikel ihren Weg als Fotojournalistin und Portraitfotografin nach. Ihre im Nachkriegs-Berlin entstandenen Fotografien runden die in 14 Kapiteln kuratierte Ausstellung ab.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Chronik einer Kindheit oder der Zauber des Alltäglichen.
2002 begann der texanische Regisseur Richard Linklater mit seinem waghalsig genialen Filmprojekt. Bis 2013 drehte er jedes Jahr an drei oder vier Tagen das fiktive Porträt eines Jungen namens Mason (Ellar Coltrane) vom ersten Schuljahr bis zum Eintritt ins College. Die Rolle des Vaters, Mason Senior, übernahm Ethan Hawke, Patricia Arquette spielt Olivia, eine ambitionierte Mutter, Lorelei Linklater die anfangs noch etwas intrigante Tochter Samantha. Eine Familiengeschichte eigentlich wie viele andere: Streitigkeiten, zerbrechende Ehen, Umzüge, fremde Umgebung, neue Jobs, neue Freunde, neue Väter (ziemliche scheußliche), enttäuschte Hoffnungen, der erste Joint, die erste große Liebe, Angst, Staunen und viele, viele Gespräche.
- Geschrieben von Fee Isabelle Lingnau -
Was beeindruckt eigentlich so an diesem Foto? Der intensive Blick des Mannes?
Die Kontraste, die den gesamten sakralen Raum zeigen? Dass auch der Betrachter sich über die Schulter angesehen fühlt? Was es auch ist, dieses Foto ist immer noch mehr, denn genaugenommen beinhaltet es ein Erbe. Dazu gehört die Geschichte seiner Entstehung: Ruslan Hrushchak war allein in einer Kirche in der Ukraine, machte einige Fotos. Da kam ein Mönch herein, setzte sich zum Beten. Das wollte
Hrushchak fotografieren. Das war für ihn das Glücksmotiv des Tages. In dem Augenblick aber dreht der Mönch sich um und bittet darum, ohne Blitz zu fotografieren – der Moment und das Motiv waren fort.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Ein Rundgang durch die Elbphilharmonie.
Auf die Elbphilharmonie gibt es viele Blickwinkel: Landmark, Zankapfel, unverwechselbares Weltwunder auf der Haben-Seite oder ein Fass ohne Boden bei den Finanzen. Mittlerweile scheint der gröbste Streit beigelegt, auf der Baustelle wird hochtourig gearbeitet, die Fortschritte werden sichtbar. Und bei einer Baustellenbegehung ist langsam zu erkennen, was für ein einzigartiges Gebäude die Architekturvisionäre Herzog & de Meuron da für inzwischen fast 789 Millionen Euro für die Landspitze zwischen Kaiserkai und Dalmannkai entworfen haben.
KulturPort.De hat für Sie eine exklusive Führung mitgemacht – aktuelle Eindrücke, Bilder und Fakten von Hamburgs größtem Kulturprojekt.
- Geschrieben von Christel Busch -
Berlin, die Hauptstadt an der Spree, würdigt die britische Musikikone David Bowie mit einer spektakulären Retrospektive.
Die vom Victoria and Albert Museum, London, kuratierte Ausstellung „David Bowie" wird im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt. Rund 300 Exponate, darunter Originalkostüme, Musikvideos und Filme, Fotografien und Soundtracks, Plattencover, Dokumente und handschriftliche Texte geben Einblick in das Leben eines Exzentrikers, der die Musikgeschichte revolutioniert hat. Die Berliner Schau wird zudem erweitert mit etwa 60 Objekten aus den Jahren 1976 bis 78. Eine Zeit, in der Bowie in Berlin lebt und hier drei seiner Alben entstehen. „David Bowie" ist keine museale, didaktisch geordnete Ausstellung, sondern eine perfekt inszenierte Multi-Media-Show, die den Mythos David Bowie kultiviert.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Gewalt als Leidenschaft im Griechenland der Sechziger Jahre. Ein elegant elegischer Psychothriller von verstörender Schönheit. Grandios: Viggo Mortensen und Oscar Isaac.
„Ein Buch kann einen oder vielleicht sogar zwei Neurotiker verkraften, aber nicht drei, noch dazu wenn es die Hauptpersonen sind,” mit diesem schnippischen Kommentar begründete 1962 der Verlag Harper & Row seine Entscheidung “Die zwei Gesichter des Januars” von Patricia Highsmith nicht zu veröffentlichen. Es wurde das meist abgelehnte Manuskript in der Karriere der amerikanischen Bestsellerautorin doch am Ende trotzdem ein großer Erfolg. Die Schriftstellerin gab später selbst zu, die erste Version sei „völlig verkorkst” gewesen. Nun hat Hossein Amini den Roman ästhetisch virtuos als poetisch doppelbödigen Noir inszeniert.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Ganz am Ende, nach dem Happy End im Abschlusstutti des Sängerensembles, erklingt zum Schlussbild wie ein Echo der gerade vorübergezogenen Gefühlsstürme noch einmal eine Sarabande.
Eine? Nein – die Sarabande, die später als gefühlsstarke Arie zu einem der Welt-Hits des Komponisten wurde, zu einem seiner Signaturstücke, zu „Lascia ch’io pianga“. Bei der Hamburger Neuinszenierung von Georg Friedrich Händels Opernerstling „Almira“ aus dem Jahr 1705 erklingt die Musik gleich an vier verschiedenen Stellen. Durchaus zu Recht, denn in dieser ersten Händel-Oper liegt der – damals noch instrumentale – Anfang des Erfolgsstücks.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Gute Geschäfte sind die beste Kunst“, sagte Andy Warhol (1928-1987) einmal.
Nun, die Hamburger hatten 1972 eine dicke Chance zum guten Geschäft - und wussten sie nicht zu nutzen. Vielleicht ärgert sich heute noch so mancher Sammler, dass er nicht zugegriffen hat, als Gunter Sachs in der „Galerie in der Milchstraße“ die erste Warhol-Ausstellung in Hamburg präsentierte. Da kaum jemand kaufte, nahm Sachs schließlich das meiste selbst – und machte damit sicher eines seiner besten Geschäfte. Heute muss man schon für einige Plakate mehr bezahlen, als Anfang der 70er-Jahre für die limitierten Grafiken.
- Geschrieben von Claus Friede -
150 Jahre ist es her, da führte Dänemark bis dato seinen letzten Krieg.
Der Deutsch-Dänische Krieg, war die militärische Auseinandersetzung um Schleswig-Holstein und vor allem um das Herzogtum Schleswig zwischen dem Kaisertum Österreich und Königreich Preußen einerseits und dem Königreich Dänemark andererseits.
Der Redakteur des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (shz), Frank Jung, hat das Kriegsgeschehen aufgearbeitet und über mehrere Monate hinweg als tagebuchartige Skizzen veröffentlicht. Um einiges erweitert sind diese Texte nun als Taschenbuch im Verlag Ellert & Richter in Hamburg erschienen,