Theater - Tanz
William Kentridge: Schlüsselbilder im Kopf - Gesamtkunstwerk auf der Bühne

Er war der Star der Documenta 13, einer der wenigen ganz großen Namen und Lieblingskünstler von Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev: Der südafrikanische Zeichner, Animationsfilmer, Puppenspieler und Regisseur William Kentridge zählt heute fraglos zu den wichtigsten Künstlern weltweit.
Nun kommt er – Dank Unterstützung der ZEIT-Stiftung – nach Hamburg und stellt an drei Tagen hintereinander am Schauspielhaus sein komplexes Schaffen vor: „Drawing Lessons I, II, III“, gefolgt von den Lektionen IV, V, VI, sowie der Kammeroper „Refuse the Hour“ mit zwölf Tänzern, Sängern und Schauspielern, geben umfassend Einblick in Kentridges künstlerische Methoden, zeigen auf, wie der Künstler über Kultur, Politik und Geschichte denkt – und wie er es schafft, Zeichnung, Film, Schattenspiel, Performance, Tanz und Musik so mühelos zu einem Gesamtkunstwerk zu verbinden.

 
Film
„Le Weekend” – Godard lässt grüßen

Ironisches Comedy-Drama über ein älteres Paar aus Birmingham. Regisseur Roger Michell mischt britische Skurrilität mit französischem Esprit.
Die private Ehekrise avanciert zum universellen Generationskonflikt, dem Verlust von Idealen und Zielen. Unwiderstehlich: Jim Broadbent als melancholischer, tollpatschiger Pessimist.

Sie streiten, nörgeln, provozieren, schmollen, bringen einander zur Verzweiflung, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Und das in Paris, der Stadt der Liebe. Hier haben Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) vor 30 Jahren ihren Honeymoon verbracht. Das Revival alter Gefühle und schöner Erinnerungen geht gründlich schief. Zumindest für den Zuschauer wird der Wochenendtrip amüsant, falls ihn nicht selbst plötzlich Zweifel an seiner Partnerschaft befallen.

 
Kultur, Geschichte & Management
Hamburger Autorenvereinigung: Erinnern und Gedenken – zum 27. Januar 2014

Die Hamburger Autorenvereinigung, gegründet 1977, gehört zu den wichtigsten literarischen Organisationen der Hansestadt Hamburg.
Mit gut 200 Mitgliedern, Schriftstellern und Autoren unterschiedlicher Genres veranstaltet die Vereinigung nicht nur Lesungen nach bekannten Mustern, sondern organisiert Reisen zu befreundeten in- und ausländischen Partnern, vergibt den mit 25.000 Euro dotierten Hannelore-Greve-Literaturpreis sowie den mit einem Gesamtvolumen von 10.000 Euro dotierten Walter-Kempowski-Literaturpreis – Förderpreis der Hamburger Autorenvereinigung. Burkhard Driest, Siegfried Lenz, Walter Kempowski, Günter Kunert, Roswitha Quadflieg, Arno Surminski und Regula Venske gehören neben vielen anderen Prominenten zu den Mitgliedern der Vereinigung.
Der Verband agiert seit vielen Jahren überdies auch (kultur-)politisch, äußert sich zu Bewertungen der Literatur und kritisiert auch schon einmal die eigene Berufsgruppe. Vertreten durch seinen Vorsitzenden Gino Leineweber behält die Autorenvereinigung sich beispielsweise eine klare kritische Haltung im Fall von Günter Grass’ sogenannten Gedicht "Was gesagt werden muss" vor und äußerte 2013 Unverständnis für die Verschiebung der ‚Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus'-Sitzung des Deutschen Bundestages, weil dieser auf einen Sonntag fiel.

 
Bildende Kunst
Malermeese – Meesemaler: der Bilderkosmos des Jonathan Meese

"Malermeese – Meesemaler" zeigt in einer chronologisch konzipierten Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg das malerische Œuvre des 1970 in Tokio geborenen Künstlers.
In dem bunten, neo-expressionistischen Kosmos des Adidas-Jackenträgers tummeln sich bitterböse Helden der germanischen Sage, Götter der ägyptischen Mythologie, Adelige und Monster. In seiner Bilderwelt sind Echnaton, Nero, Mussolini, Göring und Hitler als Diktatoren der Weltgeschichte präsent sowie Swastika, Hakenkreuz, Eisernes Kreuz und Hitlergruß als Symbole totalitärer Regime.

 
Theater - Tanz
alt

Sieben Stunden Theater. Sieben Stunden griechische Tragödie mit mehr als 100 Schauspielern, Sängern und Musikern auf der Bühne.
Einen derartigen Kraftakt hat Hamburg zuletzt beim „Faust“-Marathon erlebt. Karin Beier hat in ihren „Rasenden“ am Deutschen Schauspielhaus alle Register gezogen – von Oper und Drama, über neue Musik und Tanz, bis hin zum Live-Cooking, zur Video-Installation und zum Klamauk. Sie hat ein Feuerwerk an Ideen gezündet, die jedoch – bis auf wenige kostbare Gänsehaut-Momente - so schnell verblassen, wie die Silvesterraketen über der Hamburger Alster. Die Mitwirkenden sind allesamt großartig, die fünf Stücke um den Trojanischen Krieg handwerklich perfekt inszeniert. Nur: Der geniale Wurf, den Hamburg so lange ersehnte, blieb aus. Anstatt sich auf die Wucht der Dramen und die Ausdruckskraft der Darsteller zu konzentrieren, setzt Beier zum Auftakt ihrer Intendanz am Deutschen Schauspielhaus über weite Strecken auf Aktionismus und blutige Show. Wir schauen dem Grauen zu und bleiben unberührt. Leider.

 
Musik
Carmen - Hamburgische Staatsoper

Carmen haucht in einer letzten, diesmal tödlichen Umarmung ihr Leben unter den Messerstichen des eifersuchtsrasenden Don José aus.
Derweil hockt das arbeitende Volk von Sevilla in Gestalt des Opernchores in einer schäbigen Kneipe und verfolgt den Triumph des Toreros Escamillo auf einem kleinen Fernsehschirm. Es bekommt das reale Ende des Dramas zwischen der Zigeunerin Carmen und dem baskischen Sergeanten, der dem Lockruf vermeintlicher Liebe gefolgt bis ins Verderben, gar nicht mehr mit.

Es dauert lange, bis die neue Hamburger „Carmen“ in der Inszenierung von Jens-Daniel Herzog wenigstens in ihrem Schlusspunkt eine dramatische Fallhöhe erreicht, die anrühren kann. Dabei hatte es sich der derzeitige Intendant der Oper in Dortmund doch vorgenommen, den romantisierenden Kleister von Bizets Opern-Hit abzutragen und den Blick auf die wahre Geschichte freizulegen. Er ist ist auf halbem Wege anständig gescheitert, zu anständig und zu brav.

 
Literatur
Das Literaturhaus Schleswig-Holstein – ein Blick zurück, ein Blick voraus

Der 1989 gegründete Verein Literaturhaus Schleswig-Holstein ist ein Netzwerk der Literatur im nördlichsten Bundesland.
Er begleitet, unterstützt und verknüpft die Arbeit der etwa 20 angeschlossenen Vereine und Verbände, bietet eigene Veranstaltungen in Kiel und im Land an und gibt eigene Publikationen heraus.

Der Rückblick auf das Jahr 2013
Lyrik im Gespräch: Sehr erfreulich waren die Bemühungen des Literaturhauses Schleswig-Holstein in Kiel im allgemeinen Jahresprogramm 2013, die Lyrik ins Gespräch zu bringen. Angefangen mit einer großen Präsentation aktueller Arbeiten von sieben Autoren, darunter die Kieler Arne Rautenberg, Christopher Ecker und der Lübecker Hendrik Rost, zum „Welttag der Poesie“ im März über die Vorstellung neuer Werke von Doris Runge, Bodo Heimann und Ingrid Glienke und die Auftritte der französischen Slam-Poeten Poison d'Avril und Alice Ligier bei ihrem Besuch in Kiel bis hin zu einem eindrucksvollen Lyrikabend zur polnischen Literaturnobelpreisträgerin Wisława Szymborska hatte die Lyrik große und durchweg sehr gut besuchte Abende im Literaturhaus, die schließlich im Dezember mit den drei Veranstaltungen zur Liliencron-Dozentur des Kielers Arne Rautenberg einen weiteren Höhepunkt fanden.

 
Bildende Kunst
Eva Hesse und Gego – objects and lines to play with

Zwei Frauen aus Hamburg. Zwei Generationen. Zwei jüdische Schicksale.
Was die beiden Künstlerinnen eint, ist das Verständnis der Linie als Körper im Raum, die minimalistische Formensprache und die Liebe zum Experiment. Grund genug für die Hamburger Kunsthalle, die Werke von Eva Hesse (1936-1970) und Gego (1912-1994) im Doppelpack vorzustellen. So richtig gelungen allerdings ist nur die zweite Schau „Line as Object“.

 
Theater - Tanz
Haus, Spielzeit, neue Intendanz: Das Deutsche Schauspielhaus eröffnet mit „Die Rasenden“

Nachdem der verheerenden Bühnenunfall am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg den Start unter neuer Intendanz vereitelt hatte eröffnet Intendantin Karin Beier schließlich am 18. Januar ihr Haus.
Keinen Tag länger, war ihr erster Gedanke, nachdem der Eiserne Vorhang hochgeschnellt war und die Gegengewichte den Bühnenboden durchschlagen hatten. „Notfalls bring ich das Stück auf den Bahnhofsvorplatz.“ Etwas später spürte sie, dass „es Quatsch ist, an einen alternativen Spielort zu gehen, das große Projekt wurde für genau dieses Haus mit seinem großen Zuschauerraum konzipiert.“
In der nächsten Nacht folgten hitzige Debatten, die für Kreativität sorgten, wie die 49-jährige Intendantin lachend erzählt. Am Morgen darauf trommelte sie ihr Ensemble auf der Probenbühne zusammen und verkündete ihren Plan: „Die Rasenden“, erklärte sie, werde sie auf Eis legen, die anderen Arbeiten kämen zunächst aber wie geplant auf Außenspielstätten heraus und würden dann so schnell wie möglich auf die große Bühne wechseln. Dass dies dann erst über zwei Monate später soweit sein würde, sei kräftezehrend gewesen, erzählt sie weiter.

 
Bildende Kunst
„My Landscape Is Your Landscape“ – Internationale Videokunst zum Thema 'Landschaft'

Das Kunstforum Markert Gruppe in Hamburg präsentiert von Mitte Januar bis Ende März internationale Videokunst zum Thema Landschaft.
Der Begriff ‚Landschaft’ wird vor allem in zwei Bedeutungen verwendet: zum einen bezeichnet es die kulturell geprägte, subjektive Wahrnehmung einer Gegend als ästhetische und geistige Ganzheit (philosophisch-kulturwissenschaftlicher Landschaftsbegriff), zum anderen wird es, vor allem in der Geographie, verwendet, um ein Gebiet zu bezeichnen, das sich durch naturwissenschaftlich erfassbare Merkmale von anderen Gebieten abgrenzt (geographischer Landschaftsbegriff) (1).
Generell aber gibt es keine einheitliche Definition, was Landschaft sei, weshalb der Begriff aufgrund seiner lebensweltlichen, ästhetischen, territorialen, sozialen, politischen, ökonomischen, geographischen, planerischen, ethnologischen und philosophischen Bezüge auch als ein „kompositorischer“(2) bezeichnet werden kann, dessen „semantischer Hof“(3) von einer über tausendjährigen mitteleuropäischen Ideen-, Literatur- und Kunstgeschichte geprägt wurde.