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Die Veranstaltungsreihe „Performing Architecture“ eröffnet neue interdisziplinäre Denk- und Erfahrungsräume mit künstlerischen Arbeiten und experimentellen Formaten. Mit dem Praxisblick aus Kunst und Performance fragen prominente zeitgenössische Choreografen, Komponisten und Theatermacher nach Wirkung, Bedeutung und gesellschaftlicher Relevanz von Architektur. Die Programmbeiträge des Goethe-Instituts greifen das Thema „Absorbing Modernity 1914-2014“ auf, das Rem Koolhaas für die gesamte 14. Architektur-Ausstellung in Venedig formuliert hat. Welche Bedeutung haben die Begriffe Repräsentation und Narration nach ihrer Auflösung im Prozess der Moderne? Sind die Konzepte der Identität und Realität noch gültig? Auf welche Weise lässt sich gesellschaftlicher Wandel in künstlerischen Prozessen realisieren? Wie sind Formen der Repräsentation an geschichtliche Prozesse und an das kulturelle Gedächtnis gebunden?
 
Beteiligte Künstler und Projekte
 
William Forsythe, mehrfacher Preisträger des Goldenen Löwen, gilt als einer der führenden Choreografen weltweit. Seine Werke sind dafür bekannt, die Praxis des Balletts aus der Identifikation mit dem klassischen Repertoire gelöst und zu einer dynamischen Kunstform des 21. Jahrhunderts transformiert zu haben. In Auseinandersetzung mit der Architektur und dem Architekten Daniel Libeskind hat er das klassische Ballett-Vokabular dekonstruiert und das Verhältnis von Choreografie und Raum ins Zentrum seines Schaffens gestellt. Forsythe entwickelte eigens für den Bungalow Germania von Alex Lehnerer und Savas Ciriacidis im deutschen Pavillon in Venedig die akustische Performance „Birds, Bonn 1964“. In Bonn wurde 1964 der Bundeskanzler-Bungalow gebaut. Im Park, der diesen umgibt, lebten 1964 circa 20 verschiedene Vogelarten, die täglich eine lebendige Soundkulisse schufen. Zur Eröffnung der 14. Internationalen Architektur-Ausstellung wird der Gesang dieser Vögel live gesungen.
 
Die sieben Konzert- und Opernsolisten der Neuen Vocalsolisten Stuttgart verstehen sich vor allem als Forscher und Entdecker, die intensiv mit arrivierten und jungen Komponisten zusammenarbeiten. Für „Mediterranean Voices“ haben zwölf Komponisten aus zwölf Mittelmeerländern von Marokko bis Syrien und von Spanien bis Ägypten jeweils ein Werk für die Vocalsolisten geschrieben, das in dem von der Architektin Sofia Dona gestalteten architektonischen Raum zur Aufführung kommt. Hier treffen unterschiedliche Identitäten des Mittelmeerraums aufeinander und treten in Beziehung zueinander. Vor dem Zusammenspiel von Musik und Architektur wird die Frage der interkulturellen Repräsentation von Identität verhandelt. Der Videokünstler Daniel Kötter, der die zwölf Herkunftsländer der Komponisten bereist hat, macht in einer Video-Installation außerdem ihre unterschiedlichen Situationen erfahrbar.
 
Daniel Kötter, Videokünstler und Regisseur, und Constanze Fischbeck, Bühnenbildnerin und Videokünstlerin, arbeiten an der Schnittstelle von Theater, bildender Kunst und Theorie. Mit den Fallstudien „state-theatre“ erzeugen sie einen Diskurs über den Wert und die Veränderung architektonischer Orte. In Lagos, Teheran und anderen Städten haben sie mit der Unterstützung des Goethe-Instituts verlassene Orte, um- und ungenutzte Gebäude – allesamt urbane Leerstellen –besucht, die ursprünglich als Orte der Versammlung konzipiert waren und einmal Monumente der nationalen Identität gewesen sind. Es gelingt ihnen in besonderer Weise, interkulturelle Zusammenhänge aufzuzeigen und die Frage zu stellen, wo in diesen ehemaligen Staats-Theatern die Performance eigentlich stattfand und noch stattfindet.
 
Ioannis Mandafounis, Fabrice Mazliah und May Zarhy entwickeln als Choreografen-Trio MAMAZA in ihren Arbeiten einen choreographischen Raum. Sie hinterfragen die Spannung von visuellem Bild und physischem Gefühl. Die Zuschauer werden dabei zu aktiven Betrachtern. In der Performance „Asingeline“durchkreuzen sie die urbane Architektur, indem sie eine rote Linie quer durch die Stadt legen und sich entlang dieser Linie durch den öffentlichen Raum tanzen. Wie bereits in verschiedenen Städten Südafrikas, Europas und Israels werden sie auch in  Venedig mit den Passanten interagieren, während sie ihre Umgebung erkunden. In einer choreografischen Ausstellung werden außerdem Dokumente der vorherigen Aufführungen zu sehen sein.
 
„Garden State“ist ein Gemeinschaftsprojekt, das mit dem Architektur-Department der renommierten Städelschule Frankfurt entwickelt wurde. Das Projekt befragt soziale und urbane Themen mit künstlerischen Praktiken aus Tanz, Performance und Installation. Die kommunale Oase, die MAMAZA gemeinsam mit den Bewohnern Venedigs errichtet, bietet den Raum für unterschiedlichste Veranstaltungen. Auch die abschließende Party von „Performing Architecture“ wird inmitten dieses Gemeinschaftsgartens stattfinden.
 
Prominent besetzt steht am Anfang der Veranstaltungsreihe das Salon-Gespräch „Cinematic Space & Choreographic Time“. In Kooperation mit der Architektur-Klasse der Städelschule Frankfurt werden hier bildende und darstellende Künste und Architektur zusammen diskutiert und so neue Denkräume eröffnet.
 
Quelle: Goethe-Institut

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