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Theater - Tanz

Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen
Warum nur ist Sisyphos glücklich? war die allererste Forschungsfrage für die Produktion „momentum mobile“. Sechs Monate lang haben sich die sieben Darsteller um Spielleiter Christian Gefert mit Albert Camus' Text auseinander gesetzt. Mit der Methode des theatralen Philosophierens haben sie ihn sich denkend und spielend erschlossen. Sie haben den Text mit ihren Erfahrungen durchmessen und haben ihre Haltungen anhand des Textes befragt. Sie haben Körperbilder entwickelt. Sie haben den Text von 1942 in einen heutigen lebensweltlichen Bezug gesetzt.

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Die meisten von uns arbeiten für die Butter auf dem Brot, für Urlaub, Auto, Haus oder für die nächste Karrieresprosse. Schüler lernen für die Note. Die große Universitätsreform optimiert Studiengänge für das Berufsleben. Kinder sollen mit pädagogisch wertvollem Spielzeug spielen – nicht für Spaß, sondern für „Skills“. Das Ziel unserer Zeit ist das Ziel. Mit welchen Menschen pflegen Sie den Kontakt nur, weil sie Ihnen nützen?


Worin bestünde tatsächlich seine Strafe, wenn ihm bei jedem Schritt die Hoffnung auf Erfolg neue Kraft gäbe?
Die Verbindung von Absurdität und Glück ist bei Camus zwangsläufig. Und im heutigen Alltag? Vor den Hintergründen Absurdität, Glück, Alltag haben sich in der Produktion Fragen ergeben wie: Wie sinnvoll ist politisches Engagement? Ist es vielleicht ohne Ideologie erst sinnvoll? Wie sehr sollten wir unsere Biografie vom zielhaften Sinn bestimmen lassen? Camus propagiert das Jetzt als ausschließliches Moment der Realität und entgegnet es dem Sinn als Bewegung in die Zukunft. Der daraus folgenden extremen Gegenwärtigkeit haben sich die Darsteller (alle in den Zwanzigern) gestellt. Wohin komme ich, wenn ich weggehe vom Zieldenken?

Das ist der Preis für die Leidenschaften dieser Welt
Das Thema ist ewig modern, die Methode des theatralen Philosophierens eine Chance für Theater und Philosophie. In der Wiege Antike lagen Theater und Philosophie dicht an dicht. Und bis heute sind beide geeignet, die grundlegenden Fragen von Menschheit und Gemeinschaft zu verhandeln. Das mag abgedroschen klingen. Doch es ist notwendig! Einen Zweck im Getriebe zu erfüllen, ist einfach. Doch das bedeutet noch lange nicht, Mensch zu sein. Gehen Theater und Philosophie heute Hand in Hand können sie vieles bewegen: philosophische Texte werden vollziehbar. Derlei Arbeit mit ihnen gesteht Darstellern wie – einige Schritte später – Publikum zu, sich einzubringen in ihre Fragen. Es geht um mehr als Inhalte verstehen und nach-denken. Es geht um fortlaufende Partizipation.

Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache
Dementsprechend gehört zu einer Aufführung eines Projekts theatralen Philosophierens auch unbedingt das anschließende Gespräch. Die Produktion endet nicht mit der Premiere und auch nicht nach der Aufführung. Hier beginnt nämlich ein neuer Prozess, in dem sich Zuschauer und Darsteller wieder von neuem mit Thema und Text und ihrer Gegenwart beschäftigen können.
Sisyphos setzt sich neu auseinander mit der Haltung zu seinem Schicksal. Es gelingt ihm, seine Haltung zu verändern. Den Stein aber muss er immer noch rollen.


momentum mobile - Der Mythos des Sisyphos
Theatrales Philosophieren
Am 7. und 9. Mai, jeweils um 19 Uhr
Zu sehen im Ernst Deutsch Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, in 22087 Hamburg auf der plattform-Bühne

Leitung: Dr. Christian Gefert
Assistenz: Helena Bennett
Ausstattung: Svea Schiemann

Eintritt: 10,- / ermäßigt 5,-


Karten unter Telefon: (040) 2270 1420
der per Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
oder Fax: (040) 2270 1425


Fotonachweis: Alle © Fabian Hammerl

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