Amadou & Miriam: Folila
- Geschrieben von Claus Friede -
In Deutschland wurden die beiden Künstler auch deshalb bekannt, weil sie zusammen mit Herbert Grönemeyer den offiziellen Song zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufnahmen: „Zeit, dass sich was dreht (Celebrate the Day)“. Danach musizierten die beiden blinden Musiker mit den angesagtesten Solisten und Bands: mit Coldplay, David Gilmour und Johnny Marr, sie tourten mit U2 und traten bei der Vergabe des Friedensnobelpreises für Barak Obama auf.
„Cross-Cultural“, „Weltmusik“ und „Afro-Blues“ sind jene Begriffe, sie in eine Kategorie fassen zu wollen. Alle Beschreibungen stimmen, sind aber letztlich viel zu ungenau. Amadou & Miriam verbinden unterschiedliche Stile, Traditionen, Kulturen und Instrumente. Grundlage bildet zwar der reiche musikalische Fundus aus Mali, es gibt aber kaum ein Album, auf dem keine europäischen Trompeten und E-Gitarren, arabische Flöten, indische Tablas und afrikanische Perkussionsinstrumente zu hören sind. Deren Klänge sind auch auf dem neuen Album: „Folila“ zu hören. Folila heißt in Bambara, der Landesprache Malis, schlicht 'Musik'. Die dreizehn Stücke sind zusammengefasst ein unverwechselbar buntes, regelrecht mitreißendes Werk, eine Art Jamsession mit befreundeten Musikern aus New York, London, Paris und Bamako. So ist es kein Wunder, dass es mehrsprachige Stücke gibt und der Hörer in eine lebensfrohe, rhythmisch-afrikanische Grundstimmung eintaucht. Neben der westafrikanischen Melodik sind Instrumente und Rhythmen zu hören, die an Karibik und Kreolisches erinnern.
Mit der US-amerikanischen Sängerin und Komponistin Santi White aka ‚Santigold', die karibische und westafrikanische Musik studierte, beginnt das Album feuerwerkartig temperamentvoll. Auch andere Musikerlegenden sind zu hören, Ebony Thomas aka ‚Ebony Bones' beispielsweise. Die britische Sängerin und Songwriterin bringt mit "C’est Pas Facile Pour les Aigles" den karibisch-französisch-britischen Spirit zum Siedepunkt. Der New Yorker Rapper Theophilus London ist ebenso dabei wie der Keyboarder Joseph „Amp“ Fiddler aus Detroit und die Kunst-Performance-Musiker von Scissor Sisters mit Frontmann Jake Shears. Sie alle geben dem Album über den afrikanischen Sound hinweg ihre eigene Handschrift.
Der Franzose Bertrand Cantat, von der Rockgruppe Noir désir ist gleich dreimal vertreten. Er, der jahrelang wegen des tragischen Todes der Schauspielerin Marie Trintignant die medialen Schlagzeilen dominierte und nach seiner Haftzeit eine derartig raue Stimme bekommen hat, dass man ihn kaum wiedererkennt.
Der nigerianische Gitarrist Abdallah Oumbadougou, der die Traditionen der Touareg-Minderheit in seinem Land verteidigt, ist mit einem Stück vertreten, das harte E-Gitarrenklänge rockt und gleichzeitig von gebetsmühlenartigen melodischen Wiederholungen lebt.
Auffallend bei einigen Stücken ist die Kombination aus Musik und Geräuschen: So hört man Regentropfen, Rauschen und Knacken, als ob es die lupenreine Digitaltechnik nicht gäbe und Kinderlachen – so wie am Ende von "Cherie" – dem letzten Werk auf der CD. Es klingt als ob die 'Hymne an die Familien dieser Welt' bei weit geöffneten Studiotüren mit Kindern aus der Nachbarschaft aufgenommen wurde. Der Amadou-und-Miriam-Fan wird mit hellem Kinderlachen entlassen.
Amadou & Mariam: Folila
01 Dougou Badia (feat. Santigold) 03:53
02 Wily Kataso (feat. TV On The Radio) 04:23
03 Oh Amadou (feat. Bertrand Cantat) 03:28
04 Metemya (feat. Jake Shears of Scissor Sisters) 03:54
05 Africa Mon Afrique (feat. Bertrand Cantat) 03:40
06 C’est Pas Facile Pour les Aigles (feat. Ebony Bones) 02:39
07 War (feat. Amp Fidler) 03:19
08 Sans Toi 03:15
09 Mogo (feat. Bertrand Cantat) 03:34
10 Another Way (feat. Bertrand Cantat) 02:56
11 Bagnale (feat. Abdallah Oumbadougou) 03:29
12 Nebe Miri (feat. Theophilus London) 03:06
13 Cherie 04:39
Release: 2. April 2012
In unseren Breiten zu hören:
Am 27. März in "De Oosterpoort" in Groningen/Niederlande, am 3. Mai im "Centralstation" in Darmstadt und am 7. Juli zum "Summerjam 2012" in Köln.
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