Jasmin Bayer: Summer Melodies
- Geschrieben von Claus Friede -
„Straight Ahead Jazz“ ist die absolut korrekte Bezeichnung für das, was Jasmin Bayer auf ihrem Debütalbum „Summer Melodies“ anbietet. Musikwissenschaftler Ekkehard Jost hätte als perfektes Beispiel seiner Begriffsklärung in seiner „Sozialgeschichte des Jazz in den USA“ ihren musikalischen Kosmos heranziehen können. In der kommenden Woche kommt die CD in Deutschland auf den Markt.
Ihre Stimme ist grundsätzlich in einem warmen Ton gehalten, mit kleinen härteren Spitzen und immer variabel im Ausdruck. Das ist notwendigerweise Inhalten und ihrem lyrischen Flow geschuldet und überzeugend gut. Da merkt man umgehend eine solide und überlegte Ausbildung und berufliche Erfahrung. Stücke wie „Summer Melodies“, „Her Passion is Chemistry, „Endeavour“ und „Come Share this Minute“ bekommen so einen stark individuellen erzählerischen Charakter. Der Wechsel von bekannten und unbekannten Stücken ist angenehm choreographiert, ihre eigenen Texte nah am Leben, an zwischenmenschlichen und persönlichen Beziehungen, Beobachtungen und Erfahrungen. Es gibt eine fließende Leichtigkeit, hinterfragte Momente, ein selbstbewusstes Sein und die wiederkehrende Aufforderung das Leben doch bitte zu bereichern. Das ist den fünf Musikern des Albums jedenfalls gelungen.
Jasmin Bayer hat Lebenserfahrung, arbeitete schon als Schülerin in Pforzheim und danach international im Model-Business, war auf der Suche nach sich und Lebensinhalten in einem Ashram in Indien, lernte am Lee Strasberg Theatre Institute in Los Angeles, war in Werbe- und Spielfilmen zu sehen, spielte Theater, heiratete und wurde mehrfache Mutter.
Sie schreibt die Texte zu ihren Songs und komponiert gemeinsam mit den italienisch-britischen Pianisten Davide Roberts. Autobiographisches als Fundus, keine abgehobenen und verkopften Elemente und dennoch folgt man guten Umschreibungen. Das Spiel der Worte und der gesanglich-musikalische Ausdruck funktionieren äußerst abgestimmt miteinander.
„You Sold Me Down The River“ und „Endeavour“ sind wunderbare Beispiele für die perfekte Kombination von Text, Komposition, häufig leicht-lockerem Klang und Interpretation. Ein wenig bitter-süßes Augenzwinkern ist ebenfalls dabei. Besonders das jeweils kurze wunderbare Klaviersolo von Roberts, erzählt in Tönen das, was der Text offen lässt. Synkopen verzögern, ebenfalls erzählerisch, Takt-Schemata gestalten Akzente, die sich selbst nicht so ernst nehmen. Leichtigkeit wird zum Moment seelischer Zustände.
Peter Tuscher an der Trompete, Chris Lachotta am Bass und der Grieche Christos Asonitis am Schlagzeug sind die optimalen Weggefährten durch das Album und auf der Bühne.
Nur bei „Goldfinger“ klappt das nicht so richtig. Diese Interpretation ist zu nah am Vorbild – stimmlich, rhythmisch, organisch und vom ganzen Habitus her. Da hätte sie eine ganz eigene Färbung, ein neues Gold produzieren können und dann hätte James Bond im Dienste ihrer Majestät Jasmin Bayer gestanden.
Jasmin Bayer: Summer Melodies
Jasmin Bayer Gesang, Kompositionen, Texte, Peter Tuscher Trompete, Davide Roberts Klavier, Kompositionen, Chris Lachotta Bass, Christos Asonitis Schlagzeug
Label: Enja / Soulfood
EAN: 063757963226
Tracklist
1. The very thought of you
2. Summer melodies
3. You sold me down the river
4. There is no greater love
5. Nature boy
6. No use lying to a liar
7. Mona Lisa
8. Her passion is chemistry
9. Goldfinger
10. That's clear
11. Endeavour
12. Come share this minute
Hörprobe
Abbildungsnachweis:
Header: Jasmin Bayer & Band. Foto: Beatrix Happ
CD-Cover
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